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Das Freistoßspray und andere umstrittene Veränderungen im Profi-Fußball

Bei der diesjährigen Fußball-WM gab es einige Regeländerungen und Rahmenbedingungen, die nicht überall auf große Gegenliebe gestoßen sind. Zum einen entschieden die Verantwortlichen der FIFA zum ersten Mal die Torlinientechnik zu verwenden, die genauere Auskunft darüber geben sollte, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht.

Zum anderen nutzten Schiedsrichter das Freistoßspray, um Mauern „in Reihe“ zu halten und den genauen Abschusspunkt des Balles zu markieren. Bevor es überhaupt losgehen konnte, stritten Verbände, Spieler, Schiedsrichter und Vereine über die Gültigkeit dieser Regelungen und über ihren Nutzen.

 

Doch bereits vor den technischen Erneuerungen gab es immer wieder Änderungswünsche und Vorschläge, die sich nach einigem hin und her durchsetzten.

Das Freistoßspray von Pablo Silva

Diese Erfindung stammt vom argentinischen Entwickler Pablo Silva, der selbst als Amateurfußballer aktiv war. Er ärgerte sich über Mauern, die sich nach der Schiedsrichterfreigabe auf ihn zu bewegten oder über Spieler, die den Ball unerlaubt verschoben. Im Copa Libertadores, dem Pendant zur europäischen Champions League aus Südamerika, ist das Spray bereits seit 2008 im Einsatz. Bei Freistößen kam es nicht nur in Südamerika zu Rangeleien und Versuche, den Mindestabstand von 9,15 Metern der Mauer zu verringern.

Dies führte oft zu Spielverzögerungen, verhinderten Torchancen und Gelben Karten. Mit Einführung des Sprays sei die Disziplin auf dem Platz deutlich angestiegen und es hatte mehr Freistoßtore gegeben. Darüber hinaus gewinnen beide Mannschaften durch das Ziehen der Linien Zeit, sich richtig zu positionieren und einen ordentlichen Abschluss des Freistoßes vorzunehmen. Der Schaum ist eine Flüssiggas-Mischung, ähnlich wie Rasierschaum und ist biologisch abbaubar. Bis zu zwei Minuten kann es dauern, bis der Streifen sich verflüchtigt hat. Der offizielle Name lautet „915 Fair Play Limit“, im Sinne des Freistoß-Abstandes und des fairen Spiels. Die Schiedsrichter der WM, hier eine vollständige Auflistung, sahen das Spray überwiegend positiv.

Viele Kritiker sahen jedoch keine Notwendigkeit im Schaum und eher einen Mangel an Autorität der Schiedsrichter, wenn die Spieler sich nicht an seine Vorgaben halten. Die Erfahrungen aus der Weltmeisterschaft überzeugten die Deutsche Fußball Liga, das Spray auch in der aktuellen Bundesligasaison einzusetzen. Kritik wurde laut, dass es in Deutschland eher weniger Probleme mit Mauern und Freistößen gäbe und die Disziplinierung durch die Unparteiischen bereits gut funktioniere. Trotzdem ist das Spray gesetzt und es wird sich zeigen, ob es das Spiel fairer und disziplinierter macht als bisher.

 

Die Torlinientechnik

In der englischen Premier League gibt es die Torlinientechnik bereits seit 2013 und weist eine positive Bilanz auf. Das sogenannte Hawk Eye liefert mit sieben Hochgeschwindigkeitskameras die exakte Position des Balles und ein Computer ermittelt anhand der Daten, ob der Ball hinter der Linie war. Falls das der Fall ist, erhält der Schiedsrichter eine Vibrationsmeldung auf seiner Uhr und er entscheidet auf Tor. So umgehen Spieler und Schiedsrichter lange Diskussionen und können das Spiel zügig vorantreiben. Auch in der niederländischen Eredivisie und beim Confederations Cup wurde die Technik in ersten Tests erfolgreich verwendet.

Die UEFA sieht jedoch keinen Bedarf an weiteren Veränderungen, da Präsident Michel Platini sich deutlich dagegen ausspricht. Als Ersatz für knifflige Entscheidungen gab es so zwei zusätzliche Schiedsrichterassistenten hinter den Toren, die unterstützende Beobachtungen liefern sollten. Kritik gibt es vor allem an der Fehlertoleranzgrenze des Systems, die zunächst bei drei Zentimetern lag. In einer Entscheidung des IFAB, des International Football Association Board, ist diese Grenze auf 1,5 Zentimeter herabgesenkt. Trotzdem sieht die Bundesliga frühestens in der Saison 2015/2015 eine Verwendung der Hilfskameras.

 

Umstrittene Regelungen beim Abseits

Neben den technischen Erneuerungen kam es im Laufe der Fußballgeschichte zu vielen Veränderungen des Regelwerks. Bis zur Gründung des IFAB 1886 hatten viele Verbände und Klubs ihre eigenen Regeln aufgestellt. So existierten bis 1891 keine Strafstöße und keine Schiedsrichter auf dem Spielfeld. Ein großer Diskussionspunkt blieb und bleibt das Abseits. Bereits 1863 gab es eine Abseitsregel, die besagte, dass ein Angreifer sich im Abseits befand, wenn er zum Zeitpunkt des Ballzuspiels weiter vorne stand, als der Ball selbst. 1866 änderte sich dies zur Drei-Spieler-Regel, in welcher ein Abseits vorlag, wenn der Spieler vor dem Ball und dem drittletzten Gegner war. 1925 kam es zur Zwei-Spieler-Regel.

Die Regeln sind ständig im Wandel und vor allem das passive Abseits, das 1998 zum ersten Mal zum Einsatz kam, ist bis heute umstritten. Ein Spieler befindet sich dabei nicht im Abseits, obwohl er vor dem Ball und dem letzten Spieler steht, wenn er nicht aktiv ins Spiel eingreift, den Gegner behindert oder aktiv auf den Ball zugeht. Beispiele und ausführliche Informationen gibt es in folgendem Artikel. Diese Regelung ist klare Auslegungssache der Schiedsrichter und nicht immer fallen die Entscheidungen zugunsten der Fairness.

Ob technische Neuerungen oder Regeländerungen – allen können es weder die Unparteiischen noch die IFAB oder die FIFA recht machen. Andererseits soll das Zuschauen und Spielen Spaß machen, deswegen spricht nichts dagegen, weiter an einem spannenden und fairen Rahmen dafür zu arbeiten.

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