Callum Smith vs. George Groves endet mit KO - WBSS-Champ steht fest
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Es war das erste Box-Event dieser Größenordnung in Saudi-Arabien und somit ein Stück Boxgeschichte. Sehr aufwendig produziert, mit opulenter Lichtshow und vor großem Publikum wurde hier das Finale im Super Mittelgewicht der World Boxing Super Series geboten. Es ging um die Muhammad-Ali-Trophäe und um drei Titel für Callum Smith und George Groves!
Der erste Kampf des Abends wurde von Tamas Kozma (6-6-3) und Mikael Lawal (7-0) im Cruisergewicht bestritten. Hier konnte sich Lawal in der dritten Runde via KO durchsetzen. Noch schneller ging es bei den Schwergewichten Mourad Omar (4-1) und Kem Ljungquist (5-0), da hier Omar bereits nach zwei Runden das Handtuch schmeißen musste.
Viele vorzeitige Finishes während der Undercard
Im dritten Kampf (angesetzt auf vier Runden im Super Leichtgewicht) gab es Mohammed Mahmoud (0-5) gegen Zuhayr Al Qahtani (4-0) zu sehen. Ein Null-Risiko-Kampf für den lokalen Kämpfer Al Qahtani, der natürlich die Fans vor Ort fröhlich stimmen sollte. Al Qahtani war körperlich stärker, lauerte und schloss die Distanz schnell, um mit Haken loszulegen. Er hielt seine Hände dabei allerdings recht niedrig und war dadurch anfällig für Konter. Al Qahtani konterte seinerseits selber teilweise erfolgreich mit Check Hooks. Mahmoud schmiss indes fast nur Jabs und Gerade, war sichtbar langsamer, erkannte aber gegen Ende von Runde eins, wie anfällig Al Qahtani war, wann immer er die Distanz schloss und war dann teilweise erfolgreich. Eine recht knappe Runde. Keinem gelang es in der Folge so wirklich, die Führhand zu etablieren. Auch Mahmoud von da an mit einigen wilden Schwingern. Es ging vermehrt in den Clinch. Al Qahtani mit mehr Anteilen. Die Ecke drängte Mahmoud vor Runde drei, mehr zu tun.
Al Qahtani suchte oft das Heil im Clinch und ließ sich sichtbar von den gelegentlichen Treffern Mahmouds beeindrucken. Al Qahtani war jedoch mit dem Oberkörper agiler und Mahmoud überdies zu langsam mit seinen Geraden, die man sich im Kalender vormerken konnte. Doch wann immer er traf, antworte Al Qahtani mit dem Clinch. Bester Treffer der Runde dennoch für Al Qahtani mit einem schönen Konter-Haken. Al Qahtani gewann schließlich die letzte Runde klar. Mahmoud war einfach zu langsam, um ihn ernsthaft zu gefährden. Was im Kampfverlauf auffiel: Al Qahtani nutzte kaum Jabs oder Gerade. Er schmiss stattdessen fast nur Haken und den gelegentlichen Cross. Daran muss er noch arbeiten, wenn er Luft nach oben haben will.
Eubank Jr. meldet sich mit einem Sieg zurück
Als Nächstes stand Kane Baker (8-4-0) gegen Darren Surtees (8-0) über acht Runden im Super Leichtgewicht auf dem Plan. Surtees klar mit dem besseren Start, technisch schneller und schärfer, hatte auf alle Distanzen die besseren Argumente. Entsprechend ließ die logische Konsequenz nicht lange auf sich warten: ein Niederschlag durch einen wohl angebrachten Check Hook. Kurz danach folgte der nächste Niederschlag. Nur auf wackeligen Beinen kam Baker wieder nach oben. Der Ringrichter hatte ein Einsehen und brach folgerichtig den Kampf ab. TKO Sieg für Surtees in der zweiten Runde!
Im Co-Main Event traf JJ McDonagh (16-4) auf Chris Eubank Jr. (26-2). Der Kampf war über zehn Runden im Super Mittelgewicht angesetzt. Es war ein sehr zögerlicher Start. Eubank Jr. lauerte immer wieder auf überhand Konter, wozu McDonagh auch einlud, da er immer sehr lange Gerade zum Körper schmiss und sich dabei weit aus dem Fenster lehnte. Dies resultierte in einem blitzschnellen Niederschlag, wodurch McDonagh ins Hintertreffen geriet. In der zweiten Runde agierte McDonagh dann mit mehr Dringlichkeit und arbeitete mehr zum Kopf. Er versuchte Eubank Jr. unter Druck zu setzen und hatte sich scheinbar gut von dem Niederschlag erholt. So glänzte McDonagh mit zum Teil guten Meidbewegungen und konnte diese Runde gewinnen. Doch Eubank Jr. konnte es sich leisten, eine Runde abzugeben, eingedenk des Niederschlags in der Ersten. Es schien, als wollte er das Timing seines Gegners erfassen und ihm folglich etwas Leine geben. Dennoch war McDonagh für den Moment wieder klar im Kampf.
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Auch in der Dritten blieb McDonagh auffälligerweise immer dann am besten, wenn er Eubank Jr. zwang, Schlagabtausche selber zu initiieren. McDonagh wieder mit zum Teil guten Meidbewegungen, doch Chris Eubank Jr. hatte mehr von dieser Runde, denn McDonagh arbeitete wieder teilweise mit weiten Geraden zum Körper, auf denen er schwer saß. Gefährlich, eingedenk der überhand Konter von Eubank dem Zweiten!
Zum Start der Runde vier musst die Ecke von McDonagh leider die Aufgabe kundgeben. Dieser konnte verletzungsbedingt (Schulterverletzung) nicht weiter kämpfen. Wirklich schade, da diese Verletzung einem Kampf auf gutem Niveau in die Parade fuhr, der Trotz des Niederschlags in der Ersten noch recht offen gewesen war. Ein Jammer! Eubank Jr. sorgte nach dem Kampf noch für erhitzte Gemüter, als er seinen Gegner dafür kritisierte, nicht die Zähne zusammenzubeißen. Fast kam es zu einer Keilerei. Sprich: Der Rückkampf kann ggf. kommen!
Box Prominenz und ein anspruchsvoller Hauptkampf in der Wüste!
Vor dem Hauptkampf ließen sich mit Prince Nassem Hamed (eine Legende im Federgewicht) und Evander Holyfield noch zwei Boxlegenden von einst im Ring blicken. Sie bescherten den Fans in Saudi-Arabien einen schönen Moment. Auch die stets aufgesetzt lächelnde Rasheda Ali, die heute hier war, um dem Gewinner des Hauptkampfs feierlich die Trophäe zu übergeben, versicherte im Interview die Großartigkeit von Saudi-Arabien, dieser Boxveranstaltung und des bevorstehenden Hauptkampfs. Ganz großes Kino!
Und dann kam auch der heiße ersehnte Hauptkampf! Callum Smith gegen George Groves – zwei der Top Super-Mittelgewichtler der Welt – hatten sich beide den Weg in dieses Finale eines Acht-Mann-Turniers im Super Mittelgewicht erarbeitet. Smith hatte Erik Skoglund und Nieky Holzken (der für Jürgen Brähmer einspringen musste) auf dem Weg ins Finale hinter sich gelassen. Groves hatte sich gegen Jamie Cox und Chris Eubank Jr. durchsetzen müssen. Dabei hatte er sich in der letzten Runde die Schulter gegen Eubank Jr. (im Halbfinale) ausgekugelt. Würde diese heute eine Rolle spielen? Unter dem Motto “Rowdy in Saudi“ war dieser Kampf auf zwölf Runden angesetzt. Evander Holyfield höchstselbst brachte die Trophäe in die Arena. Groves setzte seinen WBA-World-Super-Middleweight-Title aufs Spiel und Smith den WBC-Diamond-Super-Middleweight-Title. Außerdem ging es um den Ring Magazine Title (vakant) und die Muhammad-Ali-Trophäe.
Smith mit dem längeren Atem gegen Groves - KO in Runde 7
Smith nahm direkt die Mitte und es kam zu einem extrem verhaltenen Start. Beide agierten sehr konservativ. Smith war der Längere und Größere von beiden, mit etwas mehr Anteilen, doch eine denkbar knappe Runde. Beide mit offensichtlichem Respekt vor den Fähigkeiten des Anderen. Die Ecke verlangte von Groves mehr Arbeit gegen den Körper. Trotz dessen, dass Smith die Mitte hielt, agierte er auch in der Zweiten extrem geduldig und nutzte seinen Reichweitenvorteil, um den Jabs und Geraden von Groves die Wucht zu nehmen. Groves agierte mit etwas mehr Diversität als in Runde 1, doch Smith mit mehr Erfolgen basierend auf seinen langen Kontern. Wieder eine knappe Runde für Smith. In der Dritten wurde es dann lebhaft! Groves, nun etwas aggressiver und teilweise erfolgreicher dabei, die Distanz zu überbrücken, wurde mit einem recht Haken gekontert, der ihn auf Rollschuhen zurückließ. Smith wollte es danach beenden, doch Groves feuerte trotz des Treffers stark von den Seilen zurück. Danach war es ein offener Schlagabtausch!
Smith nun mit gutem Timing, landete auch in der Vierten immer wieder Konter mit der Rechten. Doch auch Groves fand immer öfter mit der Führhand zum Ziel und landete klare Treffer. Die bislang engste Runde! Doch Groves musste aufpassen, denn er hatte noch keine klare Runde für sich zu verbuchen. Dann Groves in der Fünften mit guten Körpertreffern zwang nun Smith vermehrt zu führen und brachte Konter Haken an. Diese Runde konnte man nun getrost für Groves verbuchen. Technisch war es ein bockstarker Kampf! In der Sechsten fand Groves langsam einen guten Rhythmus. Smith teilweise nun zu weit weg, auch für sich selbst. Trotz mehrerer Körpertreffer ließ Smith die Hände jedoch unerschütterlich oben. Smith hatte den augenscheinlichsten Treffer der Runde mit einem guten linken Konter Haken, doch George Groves mit mehr Volumen. Ein hochkonzentrierter Kampf von beiden! Doch diesem wurde ein jähes Ende gesetzt! Callum Smith siegte durch KO in der siebten Runde! Wieder war es der linke Konter Haken, der schon in der Runde zuvor einschlug. Er konterte eine Rechte von Groves, woraufhin dieser sichtbar angeschlagen in die eigene Ecke taumelte. Smith danach mit dem Killerinstinkt! Er verabreichte die Kombination, die Groves in die Knie schickte. Dieser konnte den Count des Ringrichters nicht mehr rechtzeitig erwidern. Ein Karriere definierender Sieg für Callum Smith! Er ging mit drei Titeln und der Muhammad Ali Trophäe nach Hause, die ihm feierlich von Rasheda Ali überreicht wurde!