Amir Khan kann es doch noch - Punktsieg über Samuel Vargas
Bildquelle: By DEWALT POWER TOOLS FIGHT NIGHT CLUB 2010 (Flickr: Picture 783) CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Am Samstagabend wurde wieder Boxen von der Insel serviert. Großbritannien, gewissermaßen das Box-Kapitol der momentanen Boxwelt, war Austragungsort für den zweiten Kampf vom Amir Khan im Jahre 2018. Und somit der zweite Kampf nach seiner donnernden Niederlage gegen Canelo Alvarez, der Khan für einen sehr optimistischen Ausflug ins Mittelgewicht gnadenlos bestraft hatte.
Die Undercard enthielt zwei echte Schmankerl. Einer davon war Scott Fitzgerald (10-0) gegen Craig Morris (10-2-1) im Super Weltergewicht. Ein intensiver Kampf, den Scott Fitzgerald für sich entscheiden und somit auch nach elf Kämpfen ungeschlagen bleiben konnte. Doch dafür hatte ihm Morris alles abverlangt, da er ihn immer wieder in Aufreibungskämpfe an den Seilen zwang. Wirklich interessant war jedoch folgender Kampf: Tommy Langford (20-2) gegen Jason Welborn (23-6). Nicht nur, weil es um den British Middleweight Titel ging, sondern weil es ein Rückkampf war.
Bereits im Mai gab es eine knappe Split Decision, bei der Jason Welborn Tommy Langford den Titel entreißen konnte. Und es sollte wieder ein absoluter Krimi werden! In der 1. Runde übernahm Welborn direkt die Mitte. Doch Langford war der aktivere Kämpfer und zeigte sich technisch besser. Aber Welborn schmiss seine Schläge als hätte er Blei in den Händen. Und so schickte eine Rechte Langford auf die Bretter! Er kam jedoch rechtzeitig wieder hoch. In der Zweiten zeigte sich Langford gut erholt. Er war weiterhin offensiver, technisch versierter und gewann diese Runde.
Die dritte Runde verlief zunächst ähnlich. Phasenweise trotzte Langford Welborn die Mitte ab. Langford plötzlich wieder mit mehr Selbstvertrauen. Möglicherweise zu viel? Denn in der Vorwärtsbewegung wurde Langford getroffen und ging abermals runter. Diesmal war der Treffer deutlich härter. Doch abermals kam Langford rechtzeitig wieder hoch, verbrachte den Rest der Runde jedoch im Überlebensmodus.
Langford vs. Welborn - Rematch um British Middleweight Titel
Doch wie schon zuvor zeigte Tommy Langford die richtige Reaktion und war in der vierten Runde außen unterwegs. Mit viel lateraler Bewegung gewann er diese Runde nach Punkten. Auch in der fünften Runde war Langford der bessere Boxer. Jedoch wirkte er nach den zwei Niederschlägen verletzlich, kämpfte aber weiterhin den technisch besseren Kampf.
In der sechsten Runde kontrollierte Langford die Reichweite wieder gut, da Welborn sich etwas zu sehr aufs Lauern verlegte. Folglich traf Langford mehr und arbeitete aktiver. Auch in den folgenden Runden entglitt Welborn die Initiative, da er zu viel Kontrolle abgab. Dies erlaubte Langford, seinen Reichweitenvorteil zu nutzen. Der Kampf war, den Niederschlägen zum Trotz, nun wieder weit offen. Welborn konnte es sich nicht mehr länger leisten, auf einen weiteren Blitzeinschlag zu pokern.
In der Achten hatte Welborn eine Schwellung unterm Auge und atmete schwer. Langford war klar im Fahrersitz und gewann die dritte Runde in Folge. Doch in der 9. Runde hatte Welborn dem Volumen von Langford wieder selber einige Treffer entgegenzusetzen, die diesem ganz und gar nicht schmeckten. Langford konnte auch diese Runde stehlen, aber die Verwundbarkeit, die früher schon deutlicher zu sehen war, war wieder aufgeblitzt. Langford musste auch in der folgenden Runde die Konzentration halten, um nicht wieder in etwas reinzulaufen.
Jason Welborn entscheidet Rematch erneut für sich
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Die 11. Runde wurde eine unterhaltsame Runde für die Fans. Langford kämpfte weiterhin smart und ließ sich auch nicht darauf ein, als Welborn den Kampf rau und dreckig machen wollte. Langford rettete sich häufig in den Nahbereich, Stirn an Stirn, und mied die mittlere Distanz. In der letzten Runde wollte Welborn es wissen. Es kam zu einem nun offenen Schlagabtausch. Langford wirkte phasenweise wieder verletzlich, ließ sich aber nicht verunsichern und rettete sich teilweise in den Clinch, arbeitete aber mit vielen Schlägen weiter. Welborn konnte diese Runde für sich entscheiden.
Es war wieder ein sehr knapper Kampf! Jason Welborn gewann erneut die knappe Split Decision mit nur einem Punkt unterschied! Einen dritten Kampf kann man folglich nicht ausschließen. Obwohl man sich fragen muss, ob nicht der “Heimvorteil“ zugunsten von Welborn den Ausschlag gab.
Hassan Mwakinyo gelingt Sensation über Sam Eggington
Wenn Super Weltergewicht Sam Eggington (23-4) auf seinen Heimvorteil gegen Hassan Mwakinyo (11-2) gebaut haben sollte, dann ging das kräftig nach hinten los. Obwohl Eggington nur 24 Jahre alt und gemessen daran immens erfahren ist, hatte er seinen Gegner aus Tansania nicht so recht auf dem Schirm, galt dieser doch als Aufbaugegner für kommende Aufgaben.
Anfangs schien es auch so, zumindest für das ungeübte Auge. Mwakinyo war oft mit dem Rücken an den Seilen, verteidigte sich aber gut, tauchte zur Seite ab und landete immer wieder Haken. Eggington strahlte situationsbedingt zwar mehr Initiative aus, doch der Afrikaner landete die besseren Treffer. Mwakinyo landete schließlich mit einem linken Haken, sodass Eggington plötzlich zum Runden-Ende an den Ringseilen stand und von der Glocke gerettet wurde. Doch in der 2. Runde gab es keine Rettung mehr. Mwakinyo roch das Blut im Wasser! Er überwältigte Eggington mit Haken, links/rechts im Wechsel, bis dieser stehend KO vom Ringrichter erlöst wurde. Ein Riesensieg für Hassan Mwakinyo, der mit einem Knall auf der Insel angekommen ist! Und vielleicht auch bald in Deutschland! Der der Afrikaner kämpft planmäßig bald nämlich schon wieder. Und zwar gegen den Deutschen, Wanik Awdijan (23-1), in Nürnberg (20.10.2018)!
Ungefährdet aber nicht wirklich überzeugend: Wie stark ist Amir Khan?
Für Amir Khan (32-4) ging es gegen Samuel Vargas (29-3-2). Der Kampf startete, wie man es erwarten konnte. Khan mit den schnelleren Händen und vielseitigeren Kombinationen. An Schnelligkeit hatte er nichts eingebüßt! Doch Vargas verteidigte sich gut, versteckte das Kinn hinter der Schulter. Dennoch konnte Khan in Runde zwei einen Niederschlag landen. Die schnellen Hände von Khan machten es möglich. Doch Vargas gab sich nicht verunsichert und erholte sich gut. Er landete am Ende der Runde sogar selber einen Niederschlag, genau zur Schlussglocke.
Ab Runde drei lauerte Vargas in der Ringmitte. Ein weiterer Niederschlag durch Khan hatte wenig Aussagekraft, da die Hand Vargas‘ Hinterkopf traf und dieser folglich eher stolperte. Vargas blieb diszipliniert, lauerte auf den Konter. Khan, nun mit weniger Output, wusste jetzt, dass Vargas nicht nur zum Spaß hier war! In der Vierten war Khan weiterhin durch seine schnelleren Hände im Vorteil. Doch Vargas schnitt den Ring gut ab, musste sich jedoch immer wieder einigeln, wenn Khan seine blitzartigen Kombinationen schlug. Khan landete Treffer, doch Vargas feuerte zurück, suchte den offenen Schlagabtausch.
Samuel Vargas mit gebrochener Nase
In Runde 5 zeigte sich Vargas mit mehr Selbstvertrauen, doch Khan zwang ihn in die Seile mit einer Lawine von schnellen Händen. Vargas rettete sich in den Clinch! Khan war nun bestrebt, Vargas zu überwältigen. Doch Samuel Vargas erwies sich als zäh, bewegte sich immer noch gut, musste aber definitiv einstecken. Klare Runde für Khan. Vargas Nase war wohl gebrochen. In der folgenden Runde ging Vargas viel zum Körper. Phasenweise gelang es ihm, Khan in der Ecke zu stellen. Doch auch Khan immer wieder mit Kombinationen! Knappe Runde, aber wohl für Vargas, der mehr nach vorne ging. In Runde 7 arbeitete Vargas weiterhin viel zum Körper. Offene Schlagabtausche, in denen beide landeten. Doch Vargas mit Wirkungstreffern, die Khan sichtbar wehtaten, doch er feuerte direkt zurück! Khan mit schönen Kombinationen! Doch Vargas mit guten Meidbewegungen und einem eisernen Kinn. Nach Punkten ging die Runde wohl an Khan, doch er wirkte phasenweise verletzlich.
Sieg für Khan - zu wenig für die Weltspitze
Ab Runde 8 blieb die Konstellation dann dieselbe. Vargas behauptete abermals die Mitte, und versuchte Khan in Schlagabtausche zu verwickeln oder ihn an den Seilen zu stellen. Zwar blieb er immer gut in der Nähe von Khan, indem er den Ring kleiner machte, doch gelang es Vargas dann nicht, Khan wirklich wehzutun oder ihn schlecht aussehen zu lassen. In den letzten beiden Runden konnte sich Khan fast ganz auf das Verteidigen konzentrieren, da Vargas ihm direkt folgte, wodurch Khan immer wieder leichte Auswege fand, um mit lateralen Bewegungen die Richtung zu diktieren und den Seilen zu entgehen.
Der Kampf ging die Distanz und Khan gewann letztlich durch technische Überlegenheit und Diversität sowie die Mehrzahl der Wirkungstreffer. Aber für die gegenwärtige Weltspitze wird es so nicht reichen! Allerdings muss man Vargas auch eine verbissene, mutige Vorstellung zugestehen. Letztlich war er jedoch taktisch und technisch nicht divers genug, um aus den durchaus vorhandenen Schwächen Khans Kapital zu schlagen.