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Einzeltitel verpasst, dafür gewinne Alex Zverev mit Bruder Mischa im Doppel

Bildquelle: Tatiana from Moscow, Russia CC BY-SA 2.0 [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Dass jemand auf dem Tennisplatz wüten könnte, war vor dem ATP-500-Finale in Acapulco keinesfalls unrealistisch. Schließlich stand mit dem Australier Nick Kyrgios der aktuelle Bad Boy der Tour schlechthin im Endspiel. Doch war es nicht der 23-Jährige, der vielmehr nach eigenen Angaben das Turnier seines Lebens spielte, der fluchend das Publikum gegen sich aufbrachte. Es war sein Gegner, Alexander Zverev.

Der Dritte (Tennis Weltrangliste Herren) hatte dem druckvollen, schnörkellosen Spiel des sehr stark aufschlagenden Australiers an diesem Tag nichts Gewinnbringendes entgegenzusetzen. Doch anerkannte der 21-Jährige die Leistung seines Kontrahenten nach der Partie an, was ihm einige Sympathiepunkte zurückbrachte.

 

Ebenfalls auf Hartplatz, nämlich beim ATP-500 in Dubai, gelang dem längst in den Tennis-Olymp aufgestiegenen Roger Federer im (vermeintlichen) Spätherbst seiner Karriere das Erreichen eines weiteren Meilensteins: Mit dem 6:4, 6:4 gegen Stefanos Tsitsipas (Griechenland) gewann der Schweizer seinen 100. Einzeltitel auf der Tour. Nur einer hatte noch mehr.

Schlug der Original-Federer bei seinem Jubiläum den neuen?

Dass Roger Federer schon deutlich vor seinen heute 37 Lenzen zu einer Legende seiner Sportart aufgestiegen war, darüber sind sich Fans und Interessierte des Sports aus aller Welt weit über den Tennissport einig. Er gilt gemeinhin als einer der heißen Kandidaten, welche für die besten Sportler in den Zeiten der Olympischen Spiele der Neuzeit infrage kommen. Nach heutigem Ermessen also aller Zeiten. Mit dem 6:4, 6:4 im Finale von Dubai gegen einen verheißungsvollen Vertreter der neuen Tennis-Generation, dem 17 Jahre jüngeren Stefanos Tsitsipas, erreichte Federer seinen rekordverdächtigen 100. ATP-Einzeltitel.

Nur rekordverdächtig, weil Jimmy Connors noch neun Einzeltitel mehr aufzuweisen hat. Der jedoch musste seine aktive Zeit nicht dauerhaft mit weitgehend drei weiteren Ausnahmetennisspielern des Formats eines Novak Djokovićs, eines Rafael Nadals und eines Andy Murrays teilen – ohne die damalige Konkurrenz schwächer zu machen, als sie war.

Womöglich gerät sein Jubiläumserfolg auch wegen einer weiteren persönlichen Geschichte in lange Erinnerung. Denn sein Kontrahent Stefanos Tsitispas erinnert in seiner Veranlagung der Leichtigkeit des Spiels durchaus schon jetzt ein wenig an den Schweizer, bei dem auch die meisten der 20 Grand-Slam-Erfolge – ein tatsächlicher Rekord! – derart wenig angestrengt wirkten, wie sie eben nur bei Federer aussahen. Vielleicht bis eben auf eine mögliche Zukunft namens Stefanos Tsitsipas.

Der hatte sich im Halbfinale im Duell der jüngsten Turniergewinner aus Marseille und Rotterdam ein beeindruckend gutklassiges und ausgeglichenes Match mit Gael Monfils (Frankreich) geliefert, nach dem letztlich der Unglücklichere die Koffer packen musste. Erstaunlich vor allem der Returnschlag des jungen Griechen, der selbst die meisten erstklassigen Aufschläge der die Filzkugel über die Plätze jagenden Top-Spieler scheinbar mühelos zurückbringen kann. Wenn der langhaarige Tsitsipas – auch optisch erinnert er damit an den blutjungen, aufstrebenden Federer um die Jahrtausendwende – athletisch zulegen wird und somit mehr Power in die Offensive bekommt, scheint auch für ihn eine beachtliche Karriere im Bereich des Möglichen. Ob sie der einzigartigen Vita seines Dubai-Gegners in wenngleich anderer Form auch nur in Ansätzen geähnelt haben wird, weiß die Tenniswelt vielleicht in 17 Jahren.

 

Nadal tadelt Kyrgios, das Publikum Zverev

Zwei weitere junge Talente standen sich derweil beim ATP-500 von Acapulco im Finale gegenüber. Dabei unterlag der 21-jährige Alexander Zverev gegen den zwei Jahre älteren Australier Nick Kyrgios 3:6, 4:6. Für den Deutschen eine bittere Niederlage, war er zuvor in seinem ersten Turnier nach einer Knöchelverletzung doch noch ohne Satzverlust durch das Turnier marschiert, während sein Kontrahent bei etlichen Dreisatzmatches gegen namhafte Gegnerschaft hatte Körner lassen müssen. Doch hatte sich Kyrgios eben in jeweils drei Sätzen gegen Rafael Nadal, Stan Wawrinka und John Isner durchgesetzt, was am Verdienst eines Titelgewinnes des sich im ATP Live Ranking um 41 Plätze auf Rang 31 verbessernden Kyrgios kaum Zweifel aufkommen lässt.

Im Finale spielte er wie aus einem Guss. Zverev rannte stets einem Rückstand hinterher; lediglich im zweiten Durchgang gelang dem Deutschen zu Beginn ein Rebreak zum Ausgleich. Darüber hinaus verzweifelte er am druckvollen Spiel des bewusst die Ballwechsel kurz haltenden Australiers. Frust machte sich bei Zverev breit, sodass er gar einen Brüller Richtung Kyrgios losließ, der sonst eigentlich eher als der Bad Boy der ATP-Tour gilt – und der sich prompt nach seiner Partie gegen Nadal einen ungewohnten Tadel vom als vorbildlichen Sportsmann bekannten Spanier abgeholt hatte.

Der Deutsche versöhnlich mit Worten und Sieg

Nach dem Match bereinigte Zverev die verbalen Turbulenzen gratulierte dem verdienten Sieger und besänftigte damit auch das Publikum ein wenig.

Was auch für das anstehende Doppelfinale gemeinsam mit Bruder Mischa nicht unclever war. Gegen die Paarung Krajcek/Sitak vollendeten die Zverevs in drei Sätzen das, was sie zuvor beim Überraschungscoup im Viertelfinale gegen das erfolgreichste Doppel aller Zeiten, die Bryan-Brüder, eingeleitet hatten. Hatte er sich einigermaßen mit dem Publikum versöhnt, so war Zverev mit dem Titel im Doppel wohl auch wieder mit seiner sportlichen Leistung im Reinen. Und sein älterer Bruder Mischa erst recht. Für die beiden war es der zweite gemeinsame Titel.

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