Adam Kownacki besiegt Chris Arreola - Beide Boxer stellen neuen Rekord auf
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Aus dem Barclays Center in Brooklyn, New York wurde heute Nacht Boxen mit den Jungs auf der schwereren Seite der Boxen Gewichtsklassen geboten. Entsprechend rasch waren auch einige der Kämpfe vorbei. Der Hauptkampf sah dabei Chris Arreola, der gegen den ungeschlagenen Polen Adam Kownacki auf einer Mission war, um seinen Status wiederherzustellen. Dabei ging Arreola sogar so weit, seinen Ruhestand in Aussicht zustellen, sollte er hier nicht gewinnen.
Die Undercard bot indes einen Kampf um die interimsmäßige WBA-Boxen-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht. Marcus Browne traf auf einen alten Sparrings-Partner und Rivalen, den ehemaligen WBC-Champion aus Kanada, Jean Pascal. Bereits im Vorfeld des Kampfes waren harsche Worte ausgetauscht worden, sodass dieser Kampf munter zu werden versprach, was er auch einhalten sollte.
Stevens kann den Ringrost nicht abschütteln
Los ging die Übertragung mit einem Kampf im Boxen Superweltergewicht: Curtis Stevens (30-6) gegen Nigerias Wale Omotoso (27-4). Zwei Veteranen. Der Lokalmatador Curtis Stevens jedoch zum ersten Mal seit drei Jahren im Ring. Hier geriet Curtis Stevens früh unter Druck. Er nahm zunächst die Mitte und war zwar der augenscheinliche Aggressor. Doch derjenige mit Zunder in den Händen war Wale Omotoso, der überdies auch im Rückwärtsgang boxen konnte, wie er hier unter Beweis stellen sollte. Zwar war Stevens derjenige, der kontinuierlich im Vorwärtsgang war, doch war er auch derjenige, der in drei Runden dreimal niedergeschlagen wurde.
Jede Runde war Stevens auf dem Hosenboden. Trotz seines Volumens und seiner Vorwärts-Initiative. Omotoso timte ihn jedoch und erwischte ihn immer wieder auf dem Weg nach innen. Er hatte doppelt so viele Wirkungstreffer wie Stevens, obwohl er weniger schlug. In Runde eins war es ein rechter Haken, der Stevens zu Boden schickte. In Runde zwei war es eine blitzschnelle Gerade, in die Stevens hineinlief und in Runde drei war es eine Kombination, bei der Wale Omotoso mit der Führhand den Kopf seines Mannes anhob, um ihn dann mit einer Rechten zu erwischen. Der Ringrichter entschied auf TKO! Marcus Stevens zwar wieder auf den Beinen aber zu offensichtlich unterlegen.
Marcus Browne zunächst klar überlegen
Es stand ein Titelkampf im Boxen Halbschwergewicht an: Marcus Browne (23-0) gegen Jean Pascal (33-6-1). Browne musste seine interimsmäßige WBA-Weltmeisterschaft aufs Spiel setzen. Der Titelverteidiger machte schon früh seinen Reichweitenvorteil bemerkbar. Er kämpfte überwiegend von außen und lauerte, keineswegs erfolglos, auf Konter. Pascal hingegen suchte und fand einige Körpertreffer. Die besseren Treffer jedoch für Browne. Die zweite Runde von ähnlicher Textur. Jean Pascal zwar weiterhin mit einigen Körpertreffern. Jedoch musste er von weit außen kommen, um diese gelegentlichen Treffer zu markieren. Die Reichweite kam soweit Marcus Browne weit mehr entgegen. Pascal musste das Volumen erhöhen und hier Druck machen, wenn ihm der Heimkämpfer nicht enteilen sollte.
Jedoch entwickelte sich der Kampf eher nachteilig für Jean Pascal. Marcus Browne nun auch immer öfter seinerseits im Vorwärtsgang. Vor allem drehte er sich geschickt heraus, wann immer er an die Seile kam. Teilweise sogar, während er schlug. Klasse Technik von Marcus Browne, der hier nun wirklich seine Überlegenheit unterstrich. Lange würde es nicht mehr gehen. Jean Pascal einfach nicht mit genug Zugriff. Und beinahe bewahrheitete sich diese Einschätzung in Runde vier – nur anders als gedacht! Marcus Browne kam seinem Gegner zu nahe und Jean Pascal brachte einen rechten Haken unter, den Marcus Browne nicht kommen sah. Er ging hart zu Boden und wankte anschließend, überlebte jedoch den Rest der Runde. Hier waren Marcus Brownes Beine viel zu nah am Mann gewesen!
Marcus Browne boxt, aber Jean Pascal kämpft!
Marcus Browne zeigte sich in Runde fünf jedoch gut erholt und übernahm wieder boxerisch das Ruder. Jean Pascal etwas zu statisch von seiner Beinarbeit her. Dadurch kreierte er nicht die Winkel, um Brownes Reichweitenvorteil auszuhebeln. Auch der Niederschlag in der Runde zuvor war eher auf einen Lapsus von Marcus Browne zurückzuführen. Marcus Browne auch mittlerweile derjenige, der hier nach vorne ging. Ungeachtet dessen konnte er weiterhin die Distanz kontrollieren. Reichweiten-Kontrolle in der Offensive ist typischerweise ein Ausdruck klarer Überlegenheit. So war es auch hier. In Runde sechs dasselbe.
Doch just, als es eben wieder schien, dass Marcus Browne hier absolut im Fahrersitz war, kam er Jean Pascal wieder in Runde sieben zu nahe und aß einen weiteren rechten Haken, der ihn wieder zu Boden schickte. Browne danach sichtbar desorientiert! Jean Pascal nutze die restlichen Sekunden von Runde sieben, um aggressiv nachzusetzen und landete noch einen Niederschlag. In Runde acht war Marcus Browne immer noch sichtbar angeklingelt. Zwar tat er immer noch sein Bestes, um die Reichweite wiederherzustellen. Doch seine Bewegungen im Ring waren nicht mehr dieselben. Letztlich war es ein unbeaufsichtigter Kopfstoß, der zu einem Cut bei Marcus Browne führte. Genau über dem Auge! Er konnte den Kampf nicht mehr fortsetzen. Der Ring-Doktor beendete den Kampf.
Da der Kampf bereits soweit fortgeschritten war, kam es zu einer vorzeitigen Punktentscheidung. Diese fiel knapp aber absolut vertretbar zugunsten von Jean Pascal aus, der somit den interimsmäßigen WBA-Titel gewann. Hier hatte nicht der bessere Boxer, sondern der bessere Kämpfer gewonnen.
Kownacki und Arreola begegnen einander mit offenem Visier
Es kam zum Hauptkampf im Boxen Schwergewicht: Polens Adam Kownacki (19-0) gegen Chris Arreola (38-5-1)! Der Kampf auf zwölf Runden angesetzt. Eingedenk der hohen KO-Raten beider Herren schien es jedoch eher unwahrscheinlich, dass es solange gehen würde. Der in New York lebende Kownacki mit lautstarkem Anhang durchaus würdig unter den Zuschauern vertreten. Die erste Runde zwischen diesen beiden Prüglern war sofort intensiv. Hier würde es keine Abtastphase geben. Adam Kownacki ging geradlinig und direkt auf seinen Gegner zu. Arreola agierte aus einer hohen Doppeldeckung. Beide schenkten einander großzügig ein!
Nach zwei Runden waren bereits über 130 Wirkungstreffer registriert! Das lag aber vor allem daran, dass beide hauptsächlich mit ihrem Kinn verteidigten. Ein absoluter Rocky-Kampf, der sofort 100 Meilen pro Stunde unterwegs war! Auch Runde drei blieb dieser Linie treu. Beide mit enormem Output. Jedoch zeigte sich Arreola zwischenzeitig etwas angefasst. In Runde vier schlug er sich etwas besser, da er immer öfter Stirn an Stirn ging und versuchte, mehr Vorwärtsbewegung für sich zu verbuchen, was in einem Kampf zwischen zwei so reinen Prüglern immer wichtig ist. Dass der Kampf nach fünf Runden noch nicht vorbei war, glich einem Wunder. Zwei Prügler unter sich! Doch Kownacki etwas präziser und mit den augenscheinlicheren Treffern.
Adam Kownacki siegt und stellt einen Rekord auf
Arreola war sichtbar bestrebt, den Kampf Stirn an Stirn zu halten. Denn wann immer es in die Halbdistanz ging (nicht, dass die Beiden sich oft weiter voneinander entfernten), sah Kownacki besser aus. Seine Treffer hatten einfach mehr Bums. Überdies schien es, dass Arreolas linke Hand verletzt war. Möglicherweise dies der Grund, warum er nicht so ganz die Power mitbrachte. Beide trafen einander nach wie vor oft. Doch Kownacki gewann dennoch nahezu jede Runde, da er einfach wirkungsvoller schien.
Runde acht: über 400 kollektive Treffer! Leichter Vorteil für Kownacki, der stets mit um die 20 Treffer führte. Auch in dieser und der folgenden Runde wurde der Kampf kaum langsamer. Unfassbarer Output und unfassbare Kiefer bei beiden Kämpfern! Ein Kampf, der einfach nur schnörkellose Action lieferte und den Backstein aufs Gaspedal legte! Eine pure Abnutzungsschlacht, in der jedoch der jüngere Kownacki immer leicht die Nase vorn zu haben schien. Letztlich kam Arreola zum Ende des Kampfes etwas besser durch, wo sich seine Erfahrung und unfassbare Zähigkeit bezahlt machte. Der Kampf ging tatsächlich über die Distanz. Beide hatten jeweils über unfassbare 1.000 Fäuste geschlagen! Sowohl was die Anzahl der Treffer als auch der abgefeuerten Fäuste anbelangte, stellte dieser Kampf einen Rekord im statistisch erfassten Schwergewichtsboxen auf!
Die Punktentscheidung ging zugunsten von Adam Kownacki aus, was nicht wirklich überraschend war. Beide Kämpfer umarmten einander nach dieser Prügelei über 36 Minuten. Sollte Chris Arreola tatsächlich zurücktreten, dann würde er auf jeden Fall in spektakulärer Manier abtreten. Immerhin hatte er hier sehr aktiv an einem Rekord mitgewirkt, der lange stehen könnte. Ein Wahnsinnskampf, der zwar nicht die große Technik aber kompromisslose Action über zwölf Runden bot!