2. Liga: 1. FC Union Berlin Saison Rückblick - Eiserner Wille für Ziel Top 20
Es war eine spannende Saison, die der 1. FC Union Berlin abgeliefert hatte. Mit Höhen und Tiefen zeigte man den Fans nicht immer das, was sie erwarteten, aber am Ende bekam das Team von André Hofschneider noch einmal die Kurve.
Bis dahin war es allerdings ein steiniger Weg, wobei nicht nur Fußballexperten verwundert waren, da man die Köpenicker im Dunstkreis der Spitzenteams der zweithöchsten Spielklasse vermutete. Es dauerte sechs Spieltage, bis man den ersten „Dreier“ der Saison einfahren konnte und das auch noch auswärts beim Karlsruher SC.
Mit einem 3:0 siegte man in der Ferne und konnte erstmal den Abwärtstrend stoppen. Vor dem 6. Spieltag standen die Eisernen mit mageren 4 Punkten auf Platz 14 der Tabelle. Weit entfernt von den Aufstiegsrängen! Vier Plätze konnte die Mannschaft von Sascha Lewandowski gutmachen, nachdem man die drei Punkte aus dem Wildpark entführte.
Mit dem Sieg im Rücken schöpfte man im Stadion An der Alten Försterei neue Hoffnung, die ein jähes Ende finden sollten. Gegen Greuther Fürth wollte man den nächsten Schritt in Richtung oberes Tabellendrittel starten, aber die Partie ging vor 19.107 Zuschauern trotz 1:0-Halbzeitführung mit 1:2 verloren.
Immer wieder wurden vermeintlich leichte Gegner unterschätzt. Woran es lag, kann man heute nur mutmaßen, denn das Team zeigte vor allem in der Rückrunde eine äußerst starke Leistung. Aber auch spektakuläre Spiele konnte man Köpenick bewundern. So zum Beispiel das 3:3 gegen den FC St. Pauli.
Das Match bot alles, was das Herz begehrte. Spannung, Dramatik und ein furioses Ende, auf das die Eisernen gehofft hatten. Union Berlin ging erstmals in der 45. Minute durch Maximilian Thiel mit 2:1 in Führung. Der 23-jährige Maximilian Thiel erlöste die Fans in der Alten Försterei und sorgte mit seinem Treffer für eine freudige Halbzeitpause.
Tore satt gegen FC St. Pauli
Wer nun dachte, dass Union Berlin das Ergebnis nur noch verwalten würde, der sollte sich irren. Es ging vor ausverkauftem Haus weiter, wie die Partie zur Halbzeit aufhörte. Hornschuh in der 54. Spielminute und Dudziak nur 18 Minuten später, drehten den Spielverlauf auf den Kopf. 2:3 aus Sicht des 1. FC Union Berlin.
Die Fans, so wie man sie aus der Alten Försterei kennt, peitschten ihre Mannschaft nach vorn. Dafür sollten sie auch belohnt werden, denn in der 94. Minute erzielte Benjamin Kessel den euphorisch gefeierten Ausgleich – 3:3 hieß es am Ende. Punkteteilung in Köpenick – welch ein Spektakel! In der Tabelle blieb der DDR-Pokalsieger von 1967/68 auf dem 13. Platz!
Elf Spiele waren bisher vergangen und es sollte weiter bergab gehen. Das nächste Spiel war wieder ein Heimspiel und die Mannen von Trainer Sascha Lewandowski konnten den Schwung aus dem Duell gegen St. Pauli nicht mitnehmen. Man verlor in der heimischen Arena vor 18.521 Zuschauern gegen den SC Paderborn mit 0:2! Tabellenplatz 15 war die Folge dieser Niederlage!
„Kopf hoch Jungs“ – das hörte man in diesen Tagen sicherlich oft in Köpenick, denn für eines ist der Union-Anhang bekannt – Treue, Liebe zum Verein und unbändiger Siegeswille. Genau diese Tugenden sollten im weiteren Verlauf dieser Saison zum Tragen kommen. Schon im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg konnten die Köpenicker im heimischen Stadion An der Alten Försterei das nächste Torfestival erleben!
Nächstes Torfestival gegen 1. FC Nürnberg
Mit dem gleichen Ergebnis, wie man sich vom FC St. Pauli trennte, holte man gegen die Franken das nächste torreiche Remis! Der spätere Rekord-Torjäger des 1. FC Union Berlin erzielte mit dem Treffer zum 1:1-Ausgleich seinen 5. Saisontreffer. Es sollte noch besser werden, denn man ging sogar mit 3:1 in Führung.
Den Sieg vor den Augen – Siegesstimmung im Stadion! Am Ende reichte es dann nur noch zur Punkteteilung im Südosten Berlins. Trotz des tollen Spiels belegte die Mannschaft von Coach Lewandowski den 14. Platz in der 2. Bundesliga.
Längst hat man den Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga aufgegeben. 11 Punkte betrug der Rückstand auf den Relegationsplatz, den der verhasste RB Leipzig innehatte. 26 Zähler und eine relativ gute Torausbeute hätten sogar für den Platz an der Sonne ausgereicht, aber davon war man meilenweit entfernt.
Union Berlin dümpelte zwischen Niemandsland und Abstiegsrängen hin und her und so war es kein Wunder, dass die Verantwortlichen, Spieler und auch Fans die Winterpause herbeisehnten. Zum Ende der Hinrunde holten die Berliner noch sechs Punkte aus den letzten beiden Spielen, bevor das traditionelle Weihnachtssingen in der Alten Försterei zelebriert werden sollte.
Zusammenrücken beim traditionellen Weihnachtssingen
Die 13. Auflage zum Weihnachtssingen sollte einen neuen Rekord darstellen. 28.500 Fans, Freunde und Sympathisanten des Kult-Klubs aus Berlin-Köpenick nahmen an den Feierlichkeiten teil. Acht Wochen vor der Veranstaltung waren sämtliche Tickets vergriffen. Vereinstreue wird hier auch in schweren Zeiten großgeschrieben. Bei welchem Bundesligaklub kann man solch eine Resonanz erleben?
Es war Zeit, etwas am Kader zu verändern. So plante die Chefabteilung des 1. FC Union Berlin Neuzugänge, die teilweise zu echten Leistungsträgern avancieren sollten. Zu hoch war der Anspruch, den man zu Beginn dieser Spielzeit hatte. Abstiegskampf statt Tuchfühlung zur Spitzengruppe zu halten. Mit Jakob Brusk, dem ehemaligen Leverkusener Emanuel Pogatetz, Felix Kroos, der am Ende der Saison wahrscheinlich zu Werder Bremen zurückkehren wird, holte man drei Spieler, die dem Klub weiterhelfen sollten.
Der Start in die Rückrunde stand bevor und Trainer Sascha Lewandowski nahm sich jede Menge für die Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern vor. Am Ende musste man sich mit einem 2:2-Unentschieden zufriedengeben. Einen Spieltag später (21. Spieltag) sollte es wieder ein Erfolgserlebnis für die Eisernen zu bejubeln geben. Bobby Wood traf mit seinem neuen Team auf seine ehemaligen Kollegen vom TSV 1860 München.
Bobby Wood schießt Ex-Kollegen von 1860 München ab
Beim 3:0 vor heimischem Publikum erzielte der US-Amerikaner die Vorentscheidung zum 2:0! Bemerkenswert war auch der Treffer von Winter-Neuzugang Felix Kroos, der die Führung in der 6. Minute brachte. Am Ende war es ein verdienter Sieg über die Löwen aus München, die sich in akuter Abstiegsgefahr befanden.
Union Berlin stand am Scheideweg, denn das Rückspiel gegen den Karlsruher SC gehörte wohl zu den entscheidendsten Momenten in dieser Saison. Denn Trainer Sascha Lewandowski musste krankheitsbedingt passen, für ihn sprang Co-Trainer André Hofschneider an der Seitenlinie ein. Die Geschichte ist bekannt. Lewandowski sollte nicht mehr als Trainer der Eisernen fungieren, was aber nicht an seiner Arbeit lag, sondern auf seinen Gesundheitszustand zurückzuführen war.
Hofschneider machte seine Sache gut, denn er holte in Unterzahl einen knappen 2:1-Sieg! Kroos und Wood drehten das Spiel zugunsten der Unioner, die nach dem Spiel genug Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben getankt haben dürften.
Trotz der Berg- und Talfahrt, die der Klub aus dem Osten Berlins hinlegte, fand man sich nach 24 Partien auf dem 11. Platz wieder. Eine solide Leistung, wenn man bedenkt, dass man vor der Rückrunde kurz vor einem Abstiegsplatz stand.
Sascha Lewandowski: "Hofschneider! Bitte übernehmen Sie!"
Ab dem 27. Spieltag hat das Team begriffen, was André Hofschneider von seinen Eisernen erwartete und so kämpfte man sich nach und nach in oberen Regionen der Tabelle vor. Vielleicht war es auch nur eine Trotzreaktion der Mannschaft, denn ihr Trainer Sascha Lewandowski teilte dem Verein Anfang März mit, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Als Begründung nannte er ein akutes Erschöpfungssyndrom, das „funktionelle Herzbeschwerden“ verursacht.
Ein trauriger Tag für den sympathischen Lewandowski, der bereits bei Bayer 04 Leverkusen zeigte, dass er ein Händchen für Spieler und Funktionäre im Profifußball hat. André Hofschneider übernahm von nun an seinen Part und die Spieler folgten ihm. Auch die Fans standen hinter dem neuen Chef- bzw. Interimstrainer, der sich nun erstmals beweisen konnte.
Die Entscheidung des Klubs sollte sich als goldrichtig erweisen, denn der Aufwärtstrend war nach wenigen Spielen klar zu erkennen. Auch wenn es den einen oder anderen vermeintlichen Rückschlag gab, so konnte Union Berlin Punkt um Punkt ergattern, sodass man immer weniger mit dem Abstieg zu tun hatte.
Union Berlin mit Heimrekord - Wood übertrifft alle
Dabei feierte man gleich zwei Vereinsrekorde. Zum einen ist man im Stadion An der Alten Försterei seit 8 Spielen in Folge siegreich und zum anderen stellte Torjäger Bobby Wood ebenfalls mit 17 Toren einen Vereinsrekord auf! Chapeau Union Berlin – alles richtig gemacht! Da kann man auch über das bittere 2:6 gegen den 1. FC Nürnberg hinweg sehen, denn am letzten Spieltag sollte es zu einem 2:1-Erfolg über den Meister der 2. Liga, dem SC Freiburg, kommen.
Welch ein schöner Saisonabschluss für den 1. FC Union Berlin, seinen Anhängern, Funktionären und Spielern. Mit dem 6. Platz steht man sehr gut da. Schaut man in die nähere Zukunft des Klubs, dann muss man als Union-Fan keine Sorgen haben, dass die schlechten Zeiten wieder aufkommen könnten.
Finanziell ist man auf dem besten Wege, sich zu festigen. Einen neuen Trainer hat der Klub frühzeitig mit Jens Keller gefunden, und auch wenn Bobby Wood den Kult-Klub verlässt, so wird man sicherlich die kolportierten 3,5 Millionen Euro, die der Hamburger SV nach Berlin überweist, einen adäquaten Ersatz finden.Der neue Kader wird sicherlich verstärkt und sinnvoll ergänzt werden, sodass man das ausgerufene Ziel, unter den Top 20 Deutschlands zu sein, bald erreichen wird. Dazu müssen Leistungsträger gehalten und neue geholt werden. Aber sowohl Zingler als auch der künftige Trainer Keller werden dies in den nächsten Wochen eingehend besprechen.
Jens Keller & Christopher Lenz ab nächster Saison dabei
Es gibt bereits einen Neuzugang, den der eiserne Anhang sicherlich herzlich empfangen wird. Die Rede ist von einem jungen Talent, welches die Jugendmannschaften vom Nachbarn Hertha BSC durchlief und dann sein Glück bei Borussia Mönchengladbach suchte. Von der zweiten Mannschaft der Fohlen wird Verteidiger Christopher Lenz unter Jens Keller wahrscheinlich die eine oder andere Chance erhalten, um sich zu beweisen.
Vorbei ist die Saison 2015/16 – blicken wir mit Freuden auf die Sommerpause und die kommende Fußball-EM, ehe es im August mit der neuen Saison weitergeht. Bis dahin wünschen wir allen Anhängern des 1. FC Union Berlin ein tolles Sommermärchen in Frankreich mit unserer DFB-Elf! Und niemals vergessen … Eisern Union!