Phil Anderson – Der erste Nicht-Europäer in gelb

Phil Anderson Radsportlegende im Porträt

Bildquelle: Eric HOUDAS [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Phil Anderson konnte sich auf ewig einen Platz in den Geschichtsbüchern des Radsports sichern. Denn historisch sollte er zum ersten Nicht-Europäer werden, der bei der Tour de France das gelbe Trikot tragen konnte. Etwas, was ihm bei zwei Gelegenheiten gelingen sollte. Und auch wenn dies zumindest bei der ersten Gelegenheit recht unverhofft zustande kam, so war es keineswegs unverdient, denn Phil Anderson war ein starker Allrounder mit Zeitfahrer-Qualitäten. Vor allem in kleineren Rundfahrten konnte er sich hervortun.

Dies bewies er 1985, in seinem wohl stärksten Jahr. Er räumte bei der Tour de Suisse drei Etappenerfolge sowie alle drei Trikots ab (Gesamtwertung, Sprintwertung und Bergwertung). Ferner gewann er das Critérium du Dauphiné Libéré, womit er im selben Jahr somit gleich beide Wettbewerbe gewinnen konnte, die traditionell als wichtiges Form-Barometer für die alsbald folgende Tour de France gelten. Entsprechend stark wurde Anderson auch als möglicher Favorit wahrgenommen. Er wurde dort letztlich Fünfter, was ihm 1982 bereits einmal gelungen war.

Zielstrebig zu den Profis

Eigentlich ein geborener Engländer, wuchs Phil Anderson jedoch in Australien auf, sodass er auch als Bürger Australiens anerkannt wurde. Als junger Fahrer trat er für einige australische Amateurklubs an und merkte schon früh, dass ihm das Straßenrennen lag. Es gelangen ihm als Amateur einige Rennerfolge, wie ein siegreiches Zeitfahren in Brisbane sowie ein Sieg im Straßenrennen der Commonwealth Games.

1979 zog er dann nach Frankreich um, wo er sich einem dekorierten Amateur-Rennstall anschloss, der in dem Ruf stand, als gutes Sprungbrett zu den Profis zu dienen. Die Rechnung ging auf! Nach einigen Rennerfolgen kam Phil Anderson 1980 beim französischen Traditions-Team Peugeot unter. Eine große Umstellung, da die Rennen nun doppelt so lang und die Teilnehmerfelder doppelt so groß wurden. Dennoch akklimatisierte sich Anderson schnell, gleichwohl er in dem von französischen Fahrern dominierten Team nach eigenem Empfinden immer ein Bisschen mehr leisten musste, um Anerkennung zu finden.

Steckbrief zu Phil Anderson

Nationalität: Australien

Spitzname: Skippy, Dr. Teeth

Teams

1980–1983 Peugeot-Esso-Michelin

1984–1987 Panasonic

1988–1990 TVM

1991–1994 Motorola

 

 

Die größten Erfolge von Phil Anderson

 

  • Bester Jungfahrer bei der Tour de France (1982)
  • 2x Etappensiege bei der Tour de France
  • 2x Etappensiege beim Giro d'Italia
  • Critérium du Dauphiné Libéré (1985)
  • Tour de Suisse (1985)
  • Tour de Romandie (1989)
  • Amstel Gold Race (1983)
  • Zürich–Metzgete (1984) (galt zeitweise als das inoffizielle sechste Monument des Radsports)
  • 2x Frankfurt Grand Prix (1984, 1985)
  • Paris–Tours (1986)
  • Milano–Torino (1987)
  • Gold im Straßenrennen bei den Commonwealth Spielen (1978)
  • Gold im Zeitfahren bei den Commonwealth Spielen (1994)

 

Das unverhoffte gelbe Trikot

1981 kam das historische erste gelbe Trikot für Phil Anderson als Nicht-Europäer eher außerplanmäßig zustande. Bei dieser, seiner ersten Tour de France war er eigentlich als Helfer in den Bergen für seinen Team Kapitän abgeordert. Als es in die Pyrenäen ging, war der junge Anderson alsbald auf Auto-Pilot und versuchte einfach nur noch, mitzuhalten. Er verlor jedes Gefühl für den Rennverlauf und war im Überlebensmodus. Bis plötzlich irgendwann sein Team-Manager neben ihm im Betreuungsfahrzeug anrückte, und ihn fragte, was er eigentlich vorhätte. Denn der Team Kapitän quälte sich etwa fünf Minuten weiter hinten den Berg hoch.

Der peinlich berührte Anderson bot an, sich wieder zurückfallen zu lassen, um seinem strauchelnden Kapitän zur Hilfe zu eilen. Der Manager befahl ihm jedoch, solange es ging weiter vorne mitzufahren. So fuhr Anderson in erlesener Gesellschaft (Bernard Hinault und Lucien Van Impe) vorneweg. Van Impe attackierte später und ward nicht mehr gesehen. Doch Anderson konnte genug Zeit gut machen, sodass er eingedenk starker Etappen zuvor tatsächlich ins gelbe Trikot fuhr. Ein Jahr später (1982) fuhr er abermals in gelb und konnte das Trikot gar neun Tage lang verteidigen. Letztlich wurde er dabei bester Jungfahrer und belegte, wie es ihm drei Jahre später wieder gelingen sollte, Rang fünf.


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