Jon Jones mit Erfolg über Anthony Smith bei UFC 235 gestern Nacht in Las Vegas
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UFC 235 beehrte zum wiederholten Male die T-Mobile Arena in Las Vegas. Gleich zwei Titelkämpfe standen an! Anthony Smith gegen Jon "Bones" Jones um die Krone im UFC-Halbschwergewicht. Außerdem Kamaru Usman gegen Tyron Woodley um den Titel im UFC-Weltergewicht!
Dabei wurde der Hauptkampf um das Gold von Jon Jones mal wieder von einer positiven Dopingprobe überschattet. Denn abermals fanden sich dieselben Metaboliten in dessen Urinprobe wie schon vor dem Rückkampf gegen Gustafsson. Dieselben Metaboliten, für die Jon Jones schon einmal gesperrt wurde! Das Ganze mittlerweile eine absolute Farce. Scheinbar hat Jon Jones einen Persilschein, wie der letzte Stümper zu dopen. Die fadenscheinigen Gründe, die von der UFC für dessen Kampfberechtigung angeführt werden, waren teilweise wirklich lachhaft.
So wurde einfach gesagt, dass die erwiesenen Konzentrationen zu niedrig wären, um einen Vorteil im Kampf zu ergeben - vollkommen ignorierend, dass Doping in erster Linie im Training seine Wirkung tut – nicht im Kampf! Doch UFC und USADA tischten nun schon zum zweiten Mal das Märchen von zauberhaften Metaboliten auf, die auf Dopingsünden von vor knapp zwei Jahren zurückgehen sollten. Na dann ist ja alles gut!
Early Prelims sehen zwei rasche Finishs
Der erste Kampf, der exklusiv auf dem UFC Live Stream ausgestrahlten Fight Pass Vorkämpfe wurde, im Strohgewicht der Frauen absolviert. Hannah Cifers (8-3) traf auf Polyana Viana (10-2). Cifers konnte sich in der ersten Runde die klareren Momente sichern. Sie lauerte auf Konter mit ihrer rechten Hand und fand sie auch gegen Ende der Runde, was in einem Niederschlag resultierte. Viana in der ersten Runde zu passiv, ohne selber wirkungsvoll zu kontern! In Runde zwei zeigte sie dann mehr Initiative und landete gute Treffer sowie einen Niederschlag ihrerseits. Ferner brachte Viana den Kampf zu Boden und kontrollierte den Großteil der Zweiten aus ihrer Guard heraus. In der entscheidenden dritten Runde, die komplett auf den Beinen ausgetragen wurde, machten Cifers Hände, die die klareren Treffer landen konnten, den Unterschied. Sie gewann nach Punkten.
Die nächsten beiden Fight Pass Vorkämpfe waren schnell zu den Akten gelegt. Weiter ging es im Bantamgewicht der Frauen mit Macy Chiasson (4-0) gegen Gina Mazany (5-2). Hier zeigte Chiasson abermals den Killerinstinkt, den sie schon vorher hat aufblitzen lassen. In Windeseile fand sie ihre Distanz und wenig später danach den Weg in den Clinch, wo sie direkt im Break abwinkelte und Mazany mit einer Kombination ausknockte. Vom Anfang bis zum raschen Ende machte Chiasson dabei Hochdruck. Noch schneller ging es bei einem Kampf im Mittelgewicht, als Edmen Shahbazyan (8-0) auf Charles Byrd traf (10-5). Nach kurzem Schlagabtausch setzte Byrd zu einem Takedown an und presste Shahbazyan gegen den Zaun. Dort angelangt landete dieser jedoch Ellbogenstöße gegen Byrd, der seinen Kopf vollkommen offen ließ, während er seinen Gegner umklammerte. Das TKO resultierte!
Sanchez noch immer gefährlich, Staman mit Arbeitssieg
Die regulären Vorkämpfe starteten im Weltergewicht mit Mickey Gall (5-1) gegen UFC-Veteranen Diego Sanchez (30-11). Sanchez mit seinem 29. Auftritt im UFC-Octagon! Kaum zu glauben, dass wir hier über den Gewinner der ersten Auflage des Ultimate Fighters reden. Zur Erinnerung: Das war 2005! Gleich in Runde eins kam Mickey Gall mit schweren Schlägen nach vorne. Er wollte seinen Reichweitenvorteil offensiv geltend machen. Doch Sanchez zeigte, dass er immer noch ein Kinn hatte. Vor allem zeigte er, wie er es nach wie vor verstand, Gegner am Zaun auseinanderzunehmen. Denn als Sanchez auf den Beinen nicht in die Reichweite kam, drängte er Gall in den Zaun, nahm ihn runter und stellte dort abermals seine sträflich unterschätzte Top Control unter Beweis. Hier nahm er Gall bis in Runde zwei hinein auseinander. Mit Top Control, super Abwehr gegen Aufgabegriffe, Ellbogenstößen in Hochfrequenz und überragender Ausdauer zermürbte er den wesentlich jüngeren Kämpfer, bis in Runde zwei das TKO resultierte. Diego Sanchez hat es immer noch in sich!
Weiter ging es mit Cody Staman (17-2) gegen Mexikos Alejandro Perez (22-6-1) im Bantamgewicht. Eine gute erste Runde zwischen zwei taktisch gut aufeinander eingestellten Gegnern. Staman jedoch mit den klareren Aktionen. Die erste Runde zweifelsohne ihm. Allerdings zeigte Perez gute Takedown Abwehr. Auch in der Zweiten ging die Kontrolle von Staman aus. Er kontrollierte die Distanz. Perez zu passiv. Allerdings verpulverte Staman zum Teil Energie, als er seine Takedowns versuchte, die allesamt zwar gut getimed aber auch recht bieder waren. Einfache Double Leg Takedowns geradewegs in den Zaun. Damit überwindet man heute nicht mehr viele Gegner in der UFC. Staman auch in der Pause zwischen Runde zwei und drei wesentlich schwerer atmend als Perez. Und sogleich setzte es eine Überraschung in Runde drei, als es plötzlich der Mexikaner war, der einen sehenswerten Takedown, eigentlich eher sogar einen Slam, landete. Perez zeigte in der Dritten etwas mehr an dringend gebotener Offensive. Doch auch das nur genug, um diese dritte Runde knapp zu machen. Die Ersten beiden waren aber klar bei Staman. So sahen es auch die Kampfrichter, die den Kampf einhellig bei Staman ausmachten.
Walker siegt mit einem Volltreffer, Magomedsharipov geht nächsten Schritt
Als Nächstes stand Kanadas Misha Cirkunov (14-4) Brasiliens Johnny Walker (16-3) im UFC-Halbschwergewicht gegenüber. Hier machte Johnny Walker kurzen Prozess. Ein explosives, exzellent getimtes Knie aus dem Sprung, dem einige Finten vorausgingen, erwischte Cirkunov just, als dieser mit dem Kopf nach unten ging und selber nur auf einem Bein stand. Ein TKO nach nur 36 Sekunden! Kurioserweise verletzte sich der Schelm Walker anschließend bei seinem unorthodoxen Jubel an der Schulter.
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Der finale Vorkampf wurde zwischen Jeremy Stephens (28-15) und Zabit Magomedsharipov (16-1) im Federgewicht ausgetragen. Stephens bereits zum 30. Mal im UFC-Octagon! Sehr taktisch geführte erste Runde, was Magomedsharipov entgegenkam. Stephens ein Power Puncher, Magomedsharipov mit einer starken Linken im Konter, super Beinarbeit (auch was seine Kicks betrafen) und klasse Distanzmanagement. Erst als Stephens ein wenig besser anfing, den Käfig entzweizuschneiden und Magomedsharipov räumlich einzuschnüren, übte er effektiveren Druck aus. Doch die erste Runde klar bei Magomedsharipov. Auch in der Zweiten überforderte Magomedsharipov Stephens mit seiner starken Beinarbeit. Selbst im Rückwärtsgang blieb er rasch und koordiniert unterwegs. Nur um dann zu blitzschnellen Kontern umzuschalten.
Doch wann immer Stephens mal sauber landete, zeigte er Wirkung. Magomedsharipov schaltete in diesen Situationen immer rasch auf Gegenoffensive. Zum Ende der Runde nahm er Stephens runter und nahm dessen Rücken. Stephens in der Dritten unter Zugzwang! Und er lieferte. Er lud seine Rechte nicht mehr so sichtbar auf und bereitete mehr über die Führhand vor, wodurch er einige gute Treffer mit beiden Händen realisieren konnte. Auch Magomedsharipov landete nach wie vor, doch Stephens in Runde drei druckvoller und erfolgreicher. Aber eingedenk der ersten beiden Runden hatte Magomedsharipov hier die Nase vorne. Ebenso sahen es auch die Kampfrichter.
Munhoz knockt Garbrandt aus, Zhang setzt Siegesserie fort
Die Main Card startete im Bantamgewicht mit Brasiliens Pedro Munhoz (17-3) gegen Cody Garbrandt (11-2). Munhoz legte gleich los wie die Feuerwehr, als er sofort nach einem Leg Lock suchte. Garbrandt erwehrte sich dessen jedoch. Auf den Beinen zeigte Garbrandt dann wieder phasenweise seine großartigen Meidbewegungen, wurde dabei jedoch etwas zu legere, was in einer Kombination resultierte, die ihn fällte. Er revanchierte sich kurz danach mit einem Knie seinerseits. Doch danach traf Garbrandt eine etwas ungünstige Entscheidung, als er sich auf einen wilden Hockey-Fight mit dem eisernen Pedro Munhoz einließ. In dieser Keilerei behielt der Brasilianer das bessere Ende für sich und knockte Garbrandt aus.
Anschließend kam es zu einer Konfrontation im Strohgewicht der Frauen: Tecia Torres (10-3) aus den USA gegen Chinas Weili Zhang (18-1). Eine lebhafte erste Runde sah Anteile für beide Kontrahentinnen. Torres dabei auf den Beinen etwas akkurater, doch Zhang mit etwas besserer Kontrolle in den ringerischen Anteilen. Sehr enge Runde, in der beide sich auf gutem Niveau präsentierten. Schwer zu sagen, wen die Kampfrichter hier vorne sahen. In Runde zwei drehte Zhang das Volumen auf, womit sie sich wohl die zweite Runde sicherte, auch wenn Torres diese mit Top Control beendete, als sie am Boden kontern konnte. Doch musste man davon ausgehen, dass diese zweite Runde wohl an Zhang ging. Entsprechend reagierte Torres mit mehr Initiative in der dritten Runde. Insbesondere mit einigen Kicks konnte sie punkten. Aber Zhang ging das Tempo mit und landete ihrerseits einige starke Knie gegen den Zaun, ehe sie den Kampf auf die Matte nahm, wo sie ihn bis zum Schluss dominierte. Das Punkturteil fiel anschließend vollkommen zu Recht der Chinesin zu.
Askren Debüt endet erfolgreich – aber kontrovers
Es folgte ein lang ersehnter MMA Kampf in Form des UFC-Debüts von Ben Askren (18-0) im Weltergewicht. Empfangen wurde er von Ex-Champion Robbie Lawler (28-12). Askren ein Champion in Bellator und ONE Championship. Überdies einer der besten Collegiate Wrestler, den es in den USA jemals gegeben hat. Lawler bestrebt, dem seine gefährlichen Hände und seinen effektiven Sprawl entgegenzuhalten. Wie zu erwarten war, ging Askren gleich dazu über, den Takedown zu suchen. Er umklammerte Lawler mit einem Body Lock und versuchte, seine Beine mit seinem Bein einzuschnüren. Doch Lawler mit einem starken Konter, als er Askren hochwuchtete und kopfüber slamte! Askren danach in großen Schwierigkeiten, als Lawler versuchte, ihn am Boden zu finishen.
Direkt war ein Cut geöffnet. Askren überstand jedoch den Sturm, kam wieder auf die Beine und ging umgehend wieder dazu über, Lawler mit Chain Wrestling niederzuringen! Lawler konnte sich noch eine Weile gegen den Zaun erwehren. Doch dann bekam Askren ihn in einem Bulldog Choke zu fassen! Als Lawlers Arm schlaff herunterglitt, ging Referee Herb Dean direkt dazwischen. Technische Aufgabe! Doch Lawler war sofort wieder auf den Beinen und protestierte. Der Choke war auf seinem Kinn gewesen, dadurch war er nicht bewusstlos geworden – allerdings hatte es danach ausgesehen, als sein Arm schlaff auf die Matte glitt. Ein ärgerlicher aber verständlicher Fehler? Oder war Lawler tatsächlich kurz weg gewesen?
Usman schlägt Woodley
Es stand der Co-Main Event an. Nigerias Kamaru Usman (14-1) forderte Tyron Woodley (23-3-1) um dessen Weltergewichtskrone heraus! Usman konnte dabei die erste Runde ringerisch an sich reißen. Schon früh landete er einen Takedown und kontrollierte große Teile der Runde gegen den Zaun. Dies eine gute Strategie, um Woodleys rechte Hand aus dem Kampf zu nehmen und zu punkten. Beeindruckend! Denn dies war das erste Mal, dass man Woodley ringerisch solcherart in Bedrängnis sah. Die zweite Runde war gar noch dominanter. Usman stellte Woodley hier vor Probleme, wie er sie noch nie in einem Titelkampf gehabt hatte. Er kontrollierte nahezu die gesamte zweite Runde ringerisch in Top Control. Und das so deutlich, dass man hier von einer 10/8 Runde ausgehen musste! In der Dritten fand sich Woodley abermals gegen den Zaun. Usman bearbeitete seinen Körper dabei in Hochfrequenz mit Schlägen Haken.
Der Champion wurde demontiert! In Runde vier war es mehr vom Selben. Immer wieder kontrollierte Usman das Geschehen gegen den Zaun. Als er dann zum Ende von Runde vier die Fäuste sausen ließ, wirkte Woodley schwer angeschlagen. Letzte Runde! Usman hatte bis hier hin alle vier Runden gewonnen. Zwei davon überdeutlich! Und auch in der Fünften dominierte Usman. Er gewann in diesem Kampf quasi jede Minute! Die UFC hatte ihren ersten afrikanischen Champion, der mit simplem Mitteln, konsequent und exzellent umgesetzt, einen der dominantesten Weltergewichts-Champions der UFC besiegen konnte!
Jones mit unbedrängter Titelverteidigung
Zeit für den Main Event! Anthony Smith (31-13) gegen Jon Jones (23-1), um dessen UFC-Titel im Halbschwergewicht. Smith galt in diesem finalen UFC Kampf heute Nacht als klarer Außenseiter. Anthony Smith mit einer eher abwartenden, zurückhaltenden Strategie in Runde eins. Dadurch hielt er sich zwar relativ schadlos. Doch Jones mit klarer Kontrolle über das Kampfgeschehen, was einem so langen Kämpfer wie ihm immer entgegenkommt. In Runde zwei kam Jones wieder stark über seine Kicks, die vom Ansatz her alle schnell und variabel kamen und insofern extrem schwer einzuschätzen waren. Smith zwar auch punktuell mit Treffern. Doch Jones konnte viel zu viel offensiv kontrollieren, um hier gefährdet zu sein.
In Runde drei ging Jones zu ringerischer Kontrolle über, um Smith zu zermürben. Etwas was er in Runde vier wiederholte. Selbst als Jones wegen eines illegalen Knies zum sitzenden Gegner zwei Punkte aberkannt bekam, blieb dies quasi ohne Konsequenz. Zu deutlich war er hier überlegen. Zu Smiths Ehrenrettung musste man ihm Nehmerqualitäten zugestehen. Er hielt bis zur Schlussglocke nach der Fünften durch, war aber in diesem Kampf vollkommen chancenlos. Ein klarer Aufbaugegner für Jon Jones, den man nur auf dem Rücken einiger altgedienter, ehemals großer Namen überhaupt erst die UFC Rangliste hinauf katapultiert hatte.