Handball-EM: Spanien bezwingt Kroatien & verteidigt Titel! DHB-Team wird 5.
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Spanien hat sich erneut zum Europameister gekrönt! Im Finale der Handball-EM 2020 in Stockholm lieferten sich die Iberer eine wahre Abwehrschlacht mit Kroatien und setzten sich nicht unverdient mit 22:20 (12:11) durch. Damit hat die spanische Auswahl ihren Titel von 2018 erfolgreich verteidigt und zum zweiten Mal den EM-Titel abgeräumt. Für die deutschen Handballer gab es ein versöhnliches Ende.
Spanien ist nach Schweden die erste Nation überhaupt, der eine erfolgreiche Titelverteidigung bei einer Handball-Europameisterschaft glückte. Doch es war ein hartes Stück Arbeit. In einem sehr intensiven Finale, das bis zur Schlussphase offen war, bewiesen die Südeuropäer die besseren Nerven, während das müder werdende Kroatien physisch abbaute und vergebens auf den ersten Triumph bei einer EM hoffte. Am Ende hieß es 22:20 für Spanien - nur einmal zuvor hatte es in einem EM-Endspiel weniger Tore gegeben.
Kroatien mit besserem Start – Mit De Vargas kommt die Wende
Dabei erwischte Kroatien in der defensiv lastigen Auftaktphase den besseren Start. Angepeitscht von ihren tausenden Schlachtenbummlern unter den 17.769 Zuschauern in Stockholm konnten sich die „Cowboys“ nach einem zwischenzeitlichen 6:6 Stück für Stück absetzen. Nach 19 Minuten lagen die Kroaten beim Stand von 10:7 erstmals mit drei Toren vorne. Bei Deutschlands Vorrundengegner Spanien lief in dieser nicht viel zusammen. Trainerfuchs Jordi Ribera reagierte und tauschte wie sein Gegenüber den Torwart. Eine goldrichtige Entscheidung, die das Finale in Richtung Spanien kippen lassen sollte.
Denn Perez de Vargas vom FC Barcelona war sofort im Match und vernagelte regelrecht seinen Kasten. Elf Minuten konnten die Kroaten keinen Treffer erzielen! Angetrieben von ihrem starken Rückhalt kam nun auch die Offensive der „La Roja“ wieder besser ins Rollen. Der Europameister von 2018, der bereits sein sechstes EM-Finale absolvierte, spielte die Angriffe cool zu Ende und drehte mit einem 4:0-Lauf die Partie. Auch zur Halbzeitsirene hatte Spanien knapp mit 12:11 die Nase vorn.
Kroatien kämpft sich zurück
Nach dem Wechsel war das Momentum weiter auf Seiten der Spanier. Bedingt durch Zeitstrafen für Kroatien und deren Ungenauigkeiten im Angriffsspiel konnte Spanien innerhalb von vier Minuten von 12:12 (31.) auf 16:12 (35.). Dabei hatte sich auch Kroatiens Trainer Lino Cervar verzockt, der angesichts einer Zwei-Minute-Strafe für Horvarth einen sechsten Feldspieler für seinen Torwart brachte. Der Schuss ging nach hinten los.
Aber Kroatien steckte nicht auf und bewies enormes Kämpferherz. Die frenetischen Fans und Kapitän Domagoj Duvnjak, der zum MVP der Handball-EM gewählt wurde, kämpften sich zurück in die Partie. Der Weltmeister von 2003 verkürzte erst auf 15:16 und in der 48. Minute besorgte Maric nach Vorlage von Duvnjak den 18:18-Ausgleich. Es herrschte Hochspannung in der Tele2 Arena und auf der Platte entwickelte sich in der Schlussphase eine wahre Abwehrschlacht.
Karacic patzt - Spanien macht Sack zu
Nachdem fünf Minuten kein Team einnetzen konnte, durchbrach Stepancic die Torlose-Phase und brachte Kroatien plötzlich wieder mit 19:18 in Führung (53.). Aber die abgezockten Spanier, die die älteste Turniermannschaft stellten, behielten die Ruhe und schlugen zurück. Auch, weil bei den Kroaten mehr und mehr die Kräfte schwanden. Eine Minute vor Ende führte Spanien mit 21:20. Kroatien hatte zwar die Möglichkeit auf den Ausgleich, aber ausgerechnet in der entscheidenden Phase unterlief Spielmacher Karacic ein folgenschwerer Schrittfehler. Im Gegenzug markierte Alex Dujshebaev das 22:20 und tütete somit den nicht unverdienten Sieg der Spanier ein.
„Heute war es ein Spiel für die Abwehrreihen, man hat gemerkt, wie müde beide Mannschaften waren“, sagte Spanien-Verteidiger Gedeon Guardiola von den Rhein-Neckar Löwen in Jubelstimmung bei der ARD. „Wir hatten heute sehr große Probleme im Angriff, aber in den letzten fünf Minuten waren wir da und haben es für uns entschieden.“ Die Enttäuschung auf Seiten der Kroaten war dagegen natürlich umso größer. Allen voran bei Domagoj Duvnjak, dem Star vom THW Kiel, der auch schon bei den EM-Finalpleiten 2008 und 2010 dabei war. „Ich bin leer und sehr traurig. Diese Niederlage tut echt weh. Wir haben noch nie die EM gewonnen, das war unser größter Traum. So ist das Leben.“
Duvnajak war mit fünf Treffer (davon drei Siebenmeter) bester Werfer der Kroaten. Spanien hatte hingegen in Rechtsaußen Gomez Abello, der ebenfalls fünfmal traf, seinen erfolgreichsten Schützen. Herausragend war darüber hinaus Spaniens Keeper De Vargas, der 42 Prozent der Würfe parierte (8/19).
DHB-Team wird Fünfter - Norwegen Dritter
Deutschland feierte derweil einen versöhnlichen EM-Abschluss. Das DHB-Team, dass in der Vorrunde enttäuschte und sich in der Hauptrunde steigerte, besiegte Portugal bereits am Samstag im Spiel um Platz 5 mit 29:27 (14:13). In einem über weiten Strecken spannenden und unterhaltsamen Spiel war Julius Kühn mit sechst Toren bester Werfer und wurde zum „Man of the Match“ gewählt. Für die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop steht im April (17.-19.) in Berlin das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele in Tokio an.
Dritter bei der Handball-EM 2020 wurde Norwegen, die im Duell um Bronze Slowenien deutlich mit 28:20 in die Schranken wiesen. Die nächste Europameisterschaft geht 2022 in der Slowakei und Ungarn über die Bühne.