Boxen News: Mikey Garcia besiegt Jesse Vargas eindeutig nach Punkten
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Heute Nacht gab es im DAZN Boxen Livestream einen vielversprechenden Kampfabend aus Frisco, Texas zu sehen, der allen Erwartungen gerecht wurde. Vier unterhaltsame Boxkämpfe standen an, bei denen sich allerhand gegenwärtige wie ehemalige Boxweltmeister die Ehre gaben. Tatsächlich war an jedem Boxkampf mindestens ein ehemaliger Boxweltmeister beteiligt!
Los ging es im Boxen Schwergewicht mit Neuseelands Joseph Parker (26-2) gegen Shawndell Winters (13-2) aus den USA. Winters mit 39 Lenzen und als ein eher klein geratenes Schwergewicht der klare Außenseiter. Allerdings mit dem Ruf, schon mehrere Kämpfe gewonnen zu haben, in denen er eigentlich als planmäßiger Verlierer angetreten war. Und man konnte im Kampfverlauf auch sehen, warum dem so war.
Parker setzt sich gegen lebhaften Underdog durch
Parker, der sich wieder hier an die Spitze und zu den großen Kämpfen zurück krallen wollte (vergangenen Oktober musste er infolge eines Spinnenbisses ein Match gegen Dereck Chisora canceln), legte hier gleich aggressiv los. Er schmiss wesentlich mehr als Winters und landete auch mehr. Winters oft an den Seilen, dort aber zum Teil mit wirklich guten Pendelbewegungen und Shoulder Roles. Dennoch punktete Parker deutlich, landete gar einen Niederschlag in Runde drei. Doch gerade, als man bereit war, den Abgesang auf Winters anzustimmen, kam dieser in Runde vier zurück. Er kämpfte gut von den Seilen, mit präzisen Händen im In-Fight und beendet die Vierte stark, sodass man ihm diese durchaus zugestehen konnte.
Just als es in Runde fünf so schien, dass Parker nun konditionell angezählt war (erstmals war er im Rückwärtsgang), landete er eine Serie von Händen, die Winters zu Boden und fast aus dem Boxring befördert hätte. Der Ringrichter entschied auf TKO. Zwar war Winters wieder hochgekommen, doch jenseits von Gut und Böse. Respektabler Auftritt von Winters, der technisch interessante Anlagen aufblitzen ließ, trotz dessen, dass er erst mit 29 überhaupt Boxer geworden war. Aber das Boxen Schwergewicht schien dann doch buchstäblich eine Nummer zu groß für ihn zu sein.
Sehenswerte Ringschlacht im Fliegengewicht
Darauf folgte ein Match im Fliegengewicht: Mexikos Julio Cesar Martinez (15-1) gegen den Waliser Jay Harris (17-0). Es ging um die WBC-Weltmeisterschaft im Fliegengewicht. Martinez der Verteidiger, Harris (Sohn vom ehemaligen Boxer Peter Harris, der hier als Trainer in seiner Ecke war), der Herausforderer. Und was für ein unterhaltsamer Boxkampf das werden sollte! Martinez gab den In-Fighter. Wann immer er seinem Gegner nahekam, hagelte es Schläge von überall. Martinez dabei in der Lage, inmitten seiner Kombinationen die Auslage zu wechseln. Doch Harris, teilweise mit klasse Meidbewegungen, immer dann stark, wenn er sich lateral bewegte und mit harten Geraden die Verteidigung von Martinez durchtrennte.
Martinez gewann Runde eins noch recht deutlich, als er Harris sogleich intensiv überrumpelte. Der zeigte jedoch eine gute Antwort in Runde zwei und bewegte sich technisch stark, auch wenn Martinez mit harten Treffern präsent bleiben konnte. Beide ohnehin gute Puncher für Fliegengewichte. Die Runden drei und vier dann wieder enger, auch weil Harris sich vermehrt auf den offenen Schlagabtausch mit Martinez einließ. Doch wann immer er sich zwischendrin mehr bewegte, war er eigentlich besser dran. Enormes Tempo soweit in diesem Box WM Kampf.
Die mittleren Runden waren allesamt knapp. Harris kam über das Volumen und hielt über den gesamten Kampf das Arbeitspensum hoch. Martinez jedoch mit den augenscheinlich härteren Treffern und mit guter Ökonomie. Auch konzentrierte er sich jetzt eher auf den Körper von Harris, was diesen in Runde zehn zwang, aufs Knie zu gehen. Doch konnte er davon zurückkommen, trotz dessen, dass dieser Körpertreffer früh in Runde zehn erfolgt gewesen war. Letztlich ging der Kampf über die Distanz, was beiden Boxern einen wohlverdienten Applaus und den gegenseitigen Respekt einbrachte. Martinez machte aufgrund seiner Mehrzahl an deutlichen Treffern die Titelverteidigung klar. Doch das war ein ganz hartes Stück Arbeit gewesen.
Ramon „Chocolatito“ Gonzalez wird abermals Weltmeister
Es kam anschließend zu einer Boxen WM im Super Fliegengewicht: Englands Khalid Yafai (26-0) musste seien WBA-Krone gegen die lebende Boxlegende aus Nicaragua Ramon „Chocolatito“ Gonzalez (48-2) verteidigen. Es war die sechste Titelverteidigung für Yafai, der hier nun auf einen ehemaligen vierfachen Boxweltmeister (in vier verschiedenen Gewichtsklassen) traf. Yafai wählte hier eine Vorgehensweise, die ihn letztlich den Kampf und den Titel kosten sollte. Denn von Anbeginn an ließ er sich auf eine Abnutzungsschlacht im In-Fight mit „Chocolatito“ ein. Doch das genau die Stärke des Mannes aus Nicaragua, der für sein hohes Volumen im In-Fight bekannt ist.
Zu Beginn konnte der größere Yafai zwar noch mit seiner Physis für Druck sorgen. Doch das hohe Volumen von Ramon Gonzalez sollte ihn schließlich übermannen. Die Ecke von Yafai zunehmend verzweifelt, als sie ihn wieder und wieder bedrängte, doch sein Heil in der Distanz und über die Technik zu suchen. Am Ende der Achten ging Yafai dann zu Boden. Nicht wegen einem schweren Treffer, sondern wegen der Vielzahl der Treffer bis dahin. Schwer atmend ging er in seine Ecke zurück. In der Neunten dauerte es dann nicht mehr lange. Eine Gerade von „Chocolatito“ schlug ein und schickte Yafai erneut nach unten. Der Ringrichter hatte genug gesehen. Gonzalez abermals Boxweltmeister!
Garcia siegt mit der Geduld des Routiniers
Es kam zum Hauptkampf im Weltergewicht: Mikey Garcia (39-1) gegen Jesse Vargas (29-2-2). Vargas startete stärker, als er mit hohem Output und einem scharfen Jab gut und gerne drei der ersten vier Runden nehmen konnte. Garcia als langsamer Starter bekannt, der gerne erst seine Gegner ausspäht. Am Ende der Fünften konnte Garcia genau das in einen krachenden Niederschlag ummünzen. Vargas war für die nächsten drei Runden nur noch damit beschäftigt, seine Beine zurück zu erlangen. Er kämpfte voll auf Reserve, kam am Ende der Siebten wieder in Turbulenzen und gab die Runden fünf bis acht somit alle ab.
Ab der Neunten zeigte er sich wieder etwas erholt. Auch begünstigt, weil Garcia wieder schon fast zu geduldig kämpfte. Die Neunte und Elfte konnte man Vargas wieder zusprechen, wohingegen die Zehnte knapp war, ebenso wie die Zwölfte. Am Ende sahen die Kampfrichter Garcia einhellig vorne, was auch schwer zu bestreiten war. Vargas zwar mit beeindruckender Toughness und guter Regeneration. Nach dem Niederschlag in der Fünften hatte es so ausgesehen, als ob das hier jeden Moment vorbei sein hätte müssen. Doch Vargas konnte mit Herz und Instinkt im Boxkampf bleiben, diesem jedoch nicht mehr sie entscheidende Wendung geben und gewann am Ende nach Punkten.