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Den Mutigen gehört Platz 2: Görges verliert Finale von Birmingham

Bildquelle: John Lees Edmondson CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Julia Görges hatte ihr Lachen trotz der Niederlage nicht verloren. Nach einer starken Woche beim WTA-Turnier in Birmingham und ihrer ersten Veranstaltung der Saison auf Gras hatte sie auch wenige Gründe dafür. Bis ins Finale hatte sich die Nummer 2 der deutschen Tennisdamen vorgespielt, nachdem sie zuletzt noch mit körperlichen Problemen kämpfend unter anderem bei den French Open in der ersten Runde ausschied. Vier Siege, dabei nur ein Satzverlust – das Selbstvertrauen von Görges war auch für Endspiel-Gegnerin Ashleigh Barty (Australien) von Beginn an allgegenwärtig.

Doch hatte die French-Open-Siegerin 2019 gegen die forsche Spielweise der Deutschen beim 6:3 und 7:5 die passenden Antworten meist parat. Sie ließ ihr sonst so druckvolles Tennis weitgehend stecken, zog die Zügel lediglich bei eigenem erfolgreichen First Service an. Ansonsten gönnte sich Barty den Modus Verteidigung und Konter; riskant auf Rasen, erfolgreich gegen Görges, weil diese voller Courage maximales Risiko in ihr Spiel legte – auch in Situationen, in denen ein Drosseln auf lediglich hohes Risiko angebracht gewesen wäre. 32 nicht erzwungene Fehler der Deutschen standen nur elf jener Art der Dame aus Down Under gegenüber: die Schlüsselzahlen.

Zu viele Eigenfehler und Pech bei knappen Entscheidungen

Es war ein schmaler Grat, auf dem Ashleigh Barty gegen Julia Görges wandelte. Sie überließ der Deutschen die Dominanz auf dem Rasen. Und so machte Görges die Punkte, ihre eigenen und die von Barty gleich mit. Schließlich schlug Görges zwar elf Winner mehr als Barty, doch die konnten die 21 mehr unterlaufenen Unforced Errors nur teilweise tilgen. So musste sich die teils stärker aufspielende Deutsche schließlich bestenfalls mit dem wertarmen Attribut schmücken, die ansehnlicheren Punkte gewonnen zu haben, nicht jedoch die Mehrzahl – und erst recht nicht das Match.

Ärgerlich trotz der starken Turnierwoche: Görges fand letztlich nicht die Mitte zwischen Aggressivität und Kalkül. Barty spielte mit zunehmender Spieldauer die Filzkugel nur noch möglichst lang zurück, um sich selbst den größten Druck zu nehmen. Gegen die vermeintliche Gummiwand agierte Görges zu ungeduldig, ging zu zeitig auf den Winner, anstatt sich die Gegnerin zurecht zu spielen. Jede Menge knapper Netzkanten und Zentimeterentscheidung gegen die Nummer 18 der Weltrangliste der Damen waren die Folge.

Görges ganz dicht vor dem Satzausgleich

Es kam hinzu, dass Barty selbst bei ihren mäßigen 61 Prozent erfolgreicher erster Aufschläge – exakt der gleiche Wert von Görges – konstanter spielte. Während die Deutsche in der von ihr dominierten Auftaktphase zwei Breakbälle ungenutzt ließ und bei eigenem Aufschlag traumwandlerisch sicher alles ins erfasste Ziel schoss, schlug die Australierin konstant durchwachsen auf. Bei 2:3 aus Sicht von Görges verließ diese dagegen auf einmal der erste Aufschlag komplett über etliche Punkte. Das einzige Break im ersten Satz war die Konsequenz.

Im zweiten Durchgang hatte Görges mit einem Break und 3:0 geführt. Doch wiederum schaffte es ihre Gegnerin, die langen Rallyes zu gewinnen, indem sie geduldig auf die Fehler von Julia Görges wartete. Diese kamen prompt – 3:3. Danach kämpften beide Damen lange um ihre Aufschlagspiele. 5:4 führte Görges schließlich, ehe sie auch noch Pech ereilte. Bei 0:30 und zweitem Aufschlag landete ein Rahmenball Bartys derart krumm hinter dem Netz, dass dieser Görges kaum Chancen auf den Punkt ließ: Statt 0:40 und drei Satzbällen kam Barty mit einem blauen Auge davon. Den einzigen Satzball für Görges wehrte sie indes souverän mit einem ihrer neun Asse ab.

 

 

Der Lohn für Barty: Weltranglisten-Platz 1

Ein Spiel später breakte Ashleigh Barty ihre Kontrahentin entscheidend und brachte bei eigenem Service den Satz zum Turniersieg mit 7:5 nach Hause. Gleich zwei Zeichen setzte die Australierin mit ihrem Turniererfolg: Das Erste ist ein weiteres Achtungszeichen, nach dem Sieg bei den Miami Open und dem Triumph von Roland Garros nun mit dem Erfolg in Birmingham auf allen drei Belägen bedeutende Turniere in einem Jahr gewonnen zu haben. Gleichzeitig setzte sie das Zeichen, dass man dies mitunter in einem Finale (selbst auf Gras) erreichen kann, indem man den Ball mittels guter Beinarbeit weitgehend risikoarm zurückspielt und auf Fehler wartet.

Herausragendes Tennis musste Barty nicht aufbieten, Solides ohne einen erkennbaren Schwachpunkt reichte aus, um ohne Satzverlust durch das Turnier von Birmingham zu kommen – und sich damit als achte Spielerin in weniger als drei Jahren auf Platz 1 der Welt zu setzen. Die Vorgängerinnen in diesem Zeitraum hießen Serena Williams, Angelique Kerber, Karolina Pliskova, Garbine Muguruza, Simona Halep, Caroline Wozniacki und Naomi Osaka. Zum Vergleich: Bei den Herren waren es in den letzten mittlerweile mehr als 15 Jahren ganze vier Spieler.

Federer siegt zum zehnten Mal in Halle

Neben der aktuelle Nummer 1 der Weltrangliste der Herren, Novak Djokovic, Rafael Nadal und Andy Murray war das Roger Federer. Der 37-jährige Schweizer wird nicht müde, weitere Rekorde zu jagen und aufzustellen. Bei den Gerry Weber Open in Halle gewann er am Sonntag mittlerweile zum zehnten Mal und schraubte seine Turnier-Triumphe auf der ATP-Tour auf nunmehr 102, womit er nur noch sieben Titel hinter Jimmy Connors liegt.

Gegen den Belgier David Goffin, der zuvor im Viertelfinale Alexander Zverev aus dem Rennen geworfen hatte, benötigte Federer beim 7:6 und 6:1 indes fast einen Satz lang Anlaufzeit, musste drei Breakbälle abwehren, während Goffin ihm nicht einen gestattete. Nach dem Match sprach Federer davon, dass es ihm fast leidtat, den Satz noch gestohlen zu haben. Umso bemerkenswerter jedoch sein Auftritt in Durchgang zwei, in dem er seine Ambitionen für die in einer Woche beginnenden Wimbledon Championships untermauerte.

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