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Ausführlicher Bericht zu World Boxing Super Series Veranstaltung in Glasgow

Bildquelle: By Sport Media / Viasat CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)

Im schottischen Glasgow kam es gestern zu einem sehenswerten Boxabend. Auf dem Spiel standen dabei mehrere Titel sowie zwei Turniermatches, die über den weiteren Verlauf der World Boxing Super Series Turniere um die Mohammed-Ali-Trophäe in zwei Gewichtsklassen entscheiden sollten.

Einen sehenswerten Kampf, der aber von einem groben Fehlurteil versaut wurde, gab es zwischen Darryll Williams und Zach Parker zu sehen. Williams agierte von Anfang an als der klare Aggressor, der Parker immer wieder an den Seilen stellen konnten. Um die Distanz zu überbrücken, setzte er nicht etwa auf Jabs und Gerade, sondern ging mit guten Pendelbewegungen in die Halbdistanz bzw. bis in den Nahbereich, wo er mit kräftigen Haken zu Werke ging. Dabei schnitt Williams insbesondere in den frühen Runden Parker immer wieder geschickt den Weg ab und konnte diesen zwingen, sich lateral in seine Haken hineinzubewegen.

Dergestalt prägte Williams den Kampf deutlich für gut und gerne acht Runden, von denen er quasi jede gewann. Intelligente Aggression machte sich bezahlt. Allerdings wurde auch immer offensichtlicher, dass Parker einen Arm schon besonders früh im Kampf so gut wie nicht mehr benutzte. Er hatte sich wohl an der Schulter verletzt und kämpfte quasi einhändig! Umso beeindruckender, dass es Parker später gelang, über die Beinarbeit und großartiges Distanz-Management wieder in den Kampf zu finden und ab der Neunten drei bis vier der verbliebenen Runden für sich verbuchen konnte.

Zach Parker zeigte bewundernswertes Herz und großartiges Boxen in Anbetracht solch widriger Umstände. An den Seilen zeigte er großartige Reaktionen. Natürlich profitierte er in dieser Phase auch davon, dass Williams eingedenk seiner arbeitsintensiven ersten acht Runden nicht mehr ganz so flott und druckreich war. So bewundernswert dieses Comeback innerhalb dieses Kampfes auch war, es konnte kaum einen Zweifel daran geben, dass Williams nach Punkten vorne liegen musste. Dazu konnte er die ersten zwei Drittel des Kampfes überdeutlich genug gestalten. Im letzten Drittel konnte er die Arbeitsrate von Parker zwar nicht mitgehen und wurde ausgeboxt.

Aber keineswegs so deutlich, dass da irgendeine 10/8 Runde dabei gewesen wäre. Da waren die ersten acht Runden zugunsten Williams deutlich zwingender. Doch Parker wurde von den Punktrichtern vorne gesehen und bekam den bis dahin vakanten britischen Mittelgewichtstitel (den Weltmeister Rocky Fielding niedergelegt hatte) zugesprochen. Ein skandalöses Urteil, das leider stark nach “das Haus gewinnt immer“ roch! Allen Respekt an Zach Parker für seine boxerische Leistung und seinen Kampfgeist – aber diese Entscheidung stinkt wirklich zum Himmel!

Burnett scheidet unglücklich aus!

Als Nächstes stand Nonito Donaire gegen Ryan Burnett an. Ein Kampf um den Weltmeistertitel im WBA-Bantamgewicht und um das Ticket für das Halbfinale der World Boxing Super Series im Bantamgewicht. Für Donaire war es eine Rückkehr in seine alte Gewichtsklasse – nach sieben Jahren. Er war ganz klar der betagte Veteran in diesem Match und auch der klare Außenseiter. Auch wenn der ehemalige Champion von vier Divisionen nach wie vor nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sein sollte. Doch Burnett offenbarte sich rasch als der schnellere und aktivere der Beiden. Donaire übte zwar den Vorwärtsdruck aus, doch Burnett schlug mehr Kombinationen und zeigte großartiges Boxen. Nonito Donaire machte zwar den Druck, konnte aber wenig Zwingendes an den Mann bringen. Dieses Bild blieb auch in Runde zwei bestehen.

Die dritte Runde war dann etwas ausgeglichener, als Donaire sein Timing etwas besser gestalten konnte und sein Druck Burnett nun erhöhte Aufmerksamkeit abverlangte. Doch in der Vierten endete der Kampf gleichermaßen unverhofft und unglücklich. Bei einem wilden Haken, in den Burnett auch viel Bewegung mit dem Oberkörper gesteckt hatte, schlug er fehl und zog sich wohl eine muskuläre Verletzung im Rücken zu. Er ging kurzzeitig in die Knie und stand schmerzverzerrt wieder auf. Zwar konnte er den folgenden Ansturm von Donaire noch überstehen (die Runde ging noch etwa 40 Sekunden). Doch in der Ecke ließ er seinen Coach wissen, dass er nichts mehr in seine Rechte stecken konnte und enorm beeinträchtigt war. Kampfabbruch! Donaire zeigte sich als Sportsmann und verweigerte jegliche Gesten des Jubels. Bitter für Ryan Burnett, so seine erste Niederlage zu erfahren. Er lag vorne und verlor den Titel sowie die Chance im Turnier voranzukommen und weiter Titel zu gewinnen. Sehr bedauerlich! Donaire kommt indes als Wildcard weiter. Und das mit unverhofftem Gold behangen.

Josh Taylor demontiert Ryan Martin

Zwischen dem Amerikaner Ryan Martin und dem Schotten Josh Taylor ging es um den WBC Silver Super Lightweight Title (was auch immer das wieder für Stück Lametta sein soll) sowie den Einzug ins Halbfinale des entsprechenden World Boxing Super Series Turniers. Martin übernahm zwar früh die Mitte und zeigte eine disziplinierte Defensive. Doch überließ er Taylor, der mit hyperaktiver Arbeitsrate zu Werke ging, offensiv fast vollständig das Feld. In der Ersten schien es noch, als ob Martin Taylor arbeiten lassen wollte, um ihn zu timen. Doch es wurde im weiteren Kampfverlauf rasch offensichtlich, dass Martin hier einfach deklassiert wurde. Insbesondere Körpertreffer landete Taylor aus nahezu jeder beliebigen Distanz. Martin kam indes nicht in den Kampf, hielt sich aber im Kopfbereich weitgehend schadlos. Auch in der Dritten war Martin zu passiv und wurde hier, langsam aber sicher, von Taylor ertränkt, der dieses Tempo bekanntermaßen lange gehen kann. Auch verstand es Martin, der quasi nur noch damit beschäftigt war, seine hohe Deckung aufrechtzuerhalten, nicht, mit guter Vorwärtsbewegung zu agieren. Stattdessen wankte er Taylor nach wie ein Zombie.

Ab der Vierten war es dann Josh Taylor, der nun teilweise nach vorne ging. Ihm wurde klar, dass er hier haushoch überlegen war. Vor allem kamen die Hände von Martin langsam herunter, der die zahlreichen Körpertreffer nicht mehr hinnehmen konnte. Dem Tempo und dem Volumen von Taylor hatte Martin bis hier hin rein gar nichts entgegenzusetzen. Erst in der Fünften agierte er mit dem Mut der Verzweiflung und zwang Taylor mit einigen Kombinationen wenigstens punktuell in die Defensive. Die Ecke von Martin ohnehin bis dahin nur damit beschäftigt, diesen zu motivieren, anstatt taktische Ratschläge zu geben. Meist kein gutes Zeichen! Doch auch dieser latent muntere Martin konnte Taylor nicht ernsthaft gefährden. Im Gegenteil! Egal, auf welcher Distanz der Kampf stattfand, Taylor war Martin einfach über. Vom In-Fight bis in die Distanz. Das TKO in Runde sieben war nur folgerichtig, auch wenn Martin lamentierte, am Hinterkopf getroffen worden zu sein. Doch auch das eher eine Lappalie, denn er hatte bis hier hin jede Runde verloren … und das zum Teil deutlich!

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