EM-Quali: Passives DFB-Team kassiert verdiente 2:4-Pleite gegen Niederlande
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Deutschland hat in der EM-Qualifikation im vierten Spiel die erste Pleite kassiert. In Hamburg setzte es im Prestigeduell gegen die Niederlande nach einer 1:0-Pausenführung eine verdiente 2:4-Niederlage. Vor allem nach dem Wechsel wird die passive und defensiv anfällige DFB-Elf von der Elftal schwindelig gespielt und kassierte vier Treffer binnen 30 Minuten. Nun muss Deutschland um das EM-Ticket bangen.
Zwar konnte Serge Gnabry (9.) Deutschland im Hamburger Volksparkstadion früh in Führung bringen, doch nach dem Seitenwechsel drehten die Niederländer auf. Frenkie de Jong (59.) markierte den Ausgleich, ehe kurz darauf dem schwachen Jonathan Tah (66.) ein Eigentor unterlief. Ein von Toni Kroos sicher verwandelter, aber geschenkter Handelfmeter (73.) ließ die Hoffnung auf Zählbares wieder aufkommen, aber die überlegenen und aktiveren Elftal legte den größeren Siegeswillen an den Tag und fügte der DFB-Auswahl durch Treffer von Debütant Donyell Malen (79.) und Georginio Wijnaldum (90.+1) die erste Heimpleite im Rahmen der EM-Qualifikation seit zwölf Jahren bei.
DFB-Team muss um EM-Ticket bangen - Löw bedient
Bitter: Damit hat Deutschland auch den wichtigen Direktvergleich mit der Niederlande verloren, nachdem das Hinspiel 3:2 gewonnen wurde. Dieser käme im Falle von Punktgleichheit zum Tragen. Ohnehin könnte es für das DFB-Team in der Quali-Gruppe C nach einem Traumstart mit drei Siegen doch noch einmal knifflig werden. Am Montag steht die Truppe von Bundestrainer Jogi Löw in Belfast gegen den verlustpunktfreien Spitzenreiter Nordirland (12 Punkte) unter Druck. Zumal die Niederlande (6) den zweitplatzierten Deutschen (9) im Nacken sitzt und ein Spiel weniger absolviert haben.
Löw war nach dem Auftritt und der verdienten Pleite bedient: „Ich bin enttäuscht. Wir haben unter unseren Möglichkeiten gespielt. Über 90 Minuten war Holland die bessere Mannschaft. Wir haben verdient verloren. Trotz der Führung hatten wir das Spiel nie unter Kontrolle. Wir haben zu viele Bälle verloren.“ Auch Abwehrchef Niklas Süle sprach nach der Schlappe Klartext: „Insgesamt war es ein ganz schlechtes Spiel von uns. Daraus müssen wir lernen. Es kann nicht sein, dass wir bei einem Heimspiel so wenig Ballbesitz haben. Gegen Nordirland muss es besser werden.“
Gnabry trifft - Reus vergibt Riesenchance
Dabei sah es zunächst im Nachbarschaftsduell mit Oranje nicht schlecht für DFB-Elf aus. Die Gäste hatten zwar nach einer tollen Einzelaktion von Memphis Depay (8.), die Manuel Neuer mit einer Glanztat zunichtemachte, die erste gute Chance. Deutschland antwortete aber im Gegenzug mit dem Führungstreffer. Joshua Kimmich steckte den Ball traumhaft auf Lukas Klostermann durch, dessen abgewehrten Schuss Serge Gnabry über die Linie beförderte.
Insgesamt hatte die Löw-Elf die Niederländer gut im Griff. Deutschland stand tief und machte mit einem kompakten Mittelfeld die Räume in der eigenen Hälfte geschickt eng. Die Gäste wussten mit dem deutlichen Plus an Ballbesitz nicht viel anzufangen. Die clever verteidigende DFB-Elf lauerte wie schon im Hinspiel auf Konter und zeigte nach Ballgewinn blitzschnelles Umschaltspiel, bei dem die flinke Offensivreihe um Gnabry, Marco Reus und Sané-Ersatz Timo Werner viel Unruhe stifteten. Kurz vor dem Pausenpfiff ließ BVB-Star Reus in einer bis dato taktisch geprägten Partie die Riesenchance zum zweiten Treffer liegen, als er freistehend aus rund sieben Metern im Eins-gegen-Eins am stark parierenden Oranje-Keeper Jasper Cillessen (42.) scheiterte.
Oranje bestraft viele Blackouts der DFB-Abwehr
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte, in der beide Teams ihre taktischen Fesseln lösen sollten und den Zuschauern ein unterhaltsameres Spiel boten, hätten die Hausherren durch Gnabry nachlegen können. Allerdings verpasste der Flügelflitzer des FC Bayern eine Hereingabe von Nico Schulz knapp (52.). Dann legte Oranje aber zu und ging mehr Risiko. Das wurde belohnt.
Nachdem DFB-Kapitän Neuer zunächst gegen Wijnaldum (56.) zur Stelle war, traf Nigel de Jong nach einer Babel-Flanke mit seinem ersten Länderspieltor zum Ausgleich. Die DFB-Abwehr befand sich dabei im kollektiven Tiefschlaf, insbesondere Tah machte keine glückliche Figur. Oranje hatte nun das Momentum auf seiner Seite, war das klar aktivere Team und übernahm die Spielkontrolle. Nach einer Ecke fand Abwehrstar Virgil van Dijk in Neuer zunächst seinen Meister, aber Sekunden später stolperte Tah das Leder unglücklich ins eigene Netz.
DFB-Offensive viel zu harmlos - Niederlande besseres Team
In der 71. Minute hatte Deutschland aber Glück, dass der portugiesische Schiedsrichter Artur Soares Dias auf den Punkt zeigte, nachdem Matthijs de Ligt der Ball an der Grundlinie an den Arm gesprungen war. Toni Kroos nahm das Geschenk danken an und verwandelte souverän zum 2:2. Doch Oranje war an diesem Abend einfach die stärkere Mannschaft und nutzte die Unzulänglichkeiten in der DFB-Defensive gnadenlos aus. Nach einem Fehlpass von Matthias Ginter ging die Koeman-Elf nach einer sehenswerten Kombination, die Malen eiskalt vollstreckte, erneut in Front.
Von der deutschen Offensive kam nach dem Rückschlag - wie schon im gesamten zweiten Wechsel - erschreckend wenig. In der Nachspielzeit machte Wijnaldum vom Champions-League-Sieger FC Liverpool nach einem traumhaften Pass von Depay den Deckel drauf und traf zum 4:2-Endstand für die Niederlande. Insgesamt eine hochverdiente Pleite für Deutschland, die in der zweiten Halbzeit enttäuschte und sich insbesondere in der Abwehr als sehr wacklig präsentierte.