Dramatisches EM-Aus: DVV-Damen verlieren 5-Satz-Krimi gegen Polen
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Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Frauen-EM im Volleyball denkbar knapp im Viertelfinale gescheitert und muss sich den Medaillentraum abschminken. Gegen Co-Gastgeber Polen verloren die Schmetterlinge trotz couragierter Vorstellung mit 2:3 (25:22, 16:25, 19:25, 25:17, 11:15). Im Hexenkessel von Lodz zeigten die DVV-Frauen vor allem bei der Annahme zu viele Schwächen.
Nachdem Deutschland bei der Volleyball-EM bislang für Furore sorgte und alle sechs Partien - darunter ein Sieg gegen Rekordeuropameister Russland in der Vorrunde - siegreich gestalten konnte, ereilte das Team von Bundestrainer Felix Koslowski am Mittwochabend das bittere Aus. Mit den physisch überlegenen Polinnen, die vor allem aufgrund des Heimvorteils im Vorfeld favorisiert wurden, lieferten sich die Deutschen einen packenden Schlagabtausch und echten Nervenkrimi, doch am Ende sollte es nicht reichen.
Polen „hat Atmosphäre top genutzt“ - Türkei wartet im Halbfinale
Dennoch wurde die Zielvorgabe mit dem Erreichen des Viertelfinales erreicht. „Natürlich sind wir ein bisschen traurig. Wir haben toll gespielt, haben super gekämpft. Polen war ein Stück besser und hat die Atmosphäre hier in Lodz top genutzt“, fasste ein geknickter Bundestrainer bei Sport1 zusammen und betonte, dass der Heimvorteil für den Co-Gastgeber in der hitzigen Atmosphäre letztlich den Ausschlag gegeben hat: „So spielt man halt zu Hause, so spielen die Polinnen, wenn sie hier in Lodz spielen. Sie qualifizieren sich für das EM-Halbfinale mit zwei Tie-Break-Siegen gegen Italien und Deutschland. Die Spiele gewinnt Polen wahrscheinlich nicht, wenn sie nicht in Lodz sind.“
Für Polen geht es am Samstag in Ankara mit dem Halbfinale gegen Co-Gastgeber Türkei um den ehemaligen DVV-Coach Giovanni Guidetti weiter. Zudem kämpfen Weltmeister und Titelverteidiger Serbien und Vize-Weltmeister Italien um das zweite Finalticket. Die DVV-Auswahl hätte den Sprung unter die besten Vier durchaus verdient und ließ sich im Halbfinal-Duell auch zunächst nicht von der hitzigen Atmosphäre in der Halle aus der Ruhe bringen.
DVV-Team erst nervös, dann souverän
Wenngleich die Pfiffe und Buh-Rufe der rund 10.000 zumeist polnischer Fans in der Atlas Arena die Deutschen in der Anfangsphase etwas verunsicherten. So gerieten die Schmetterlinge im 1. Satz schnell mit vier Punkten in Rückstand, stabilisierten sich aber zur Mitte des Durchgangs und gingen mit 13:12 in Front. Die Führung wurde gar zum Satzende auf 21:17 ausgebaut, doch inmitten der entscheidenden Satzphase musste Zuspielerin Denis Hanke aufgrund von Oberschenkelproblemen gegen Pia Kästner ausgewechselt werden.
Zwar konnte Polen noch einmal verkürzen, doch der EM-Fünfte von 2017 verwandelte den Zweiten von drei Satzbällen und brachte den Durchgang mit 25:22 nach Hause. Vor allem beim Aufschlag überzeugte die DVV-Truppe, der nur ein einziger Aufschlagfehler unterlief.
Deutschland mit zu vielen Schwächen in Satz 2 & 3
Doch dann riss der Faden im deutschen Team und es schlichen sich zu viele eigene Fehler ins Spiel. Die sich häufenden Unkonzentriertheiten trugen dazu bei, dass die viel zu vorsichtig agierenden Schmetterlinge im zweiten Durchgang schnell und deutlich ins Hintertreffen gerieten – 12:20. Auch die wiedergenesene und eingewechselte Hanke konnte die Kastanien nicht aus dem Feuer holen und Polen glückte mit 25:16 der Satzausgleich.
Der EM-Gastgeber hatte nun das Momentum auf seiner Seite und spielte sich angeführt von der bärenstarken Malwina Smarzek-Godek und der 2,02 m großen Magdalena Stysiak in einen wahren Rausch. Doch die Deutschen steckten trotz eines aussichtslosen 11:19-Rückstands nicht auf und konnten sich dank starker, präziser Aufschläge von Lina Alsmeier auf 16:19 herankämpfen. Dennoch behielten die Polinnen in diesem Durchgang mit 25:19 die Oberhand.
DVV-Auswahl zeigt Moral, leider vergebens
Auch im vierten Satz erwischten die Osteuropäer dank starkem Service den besseren Start, aber diesmal ließ sich die Koslowski-Sechs nicht abschütteln. Mit einem 9:2-Lauf und stark verbesserten Aufschlägen schafften die DVV-Mädels die Wende und feierten mit 25:17 den Satzausgleich zum 2:2.
Nun musste die Entscheidung im Tiebreak fallen, wo vor allem Stysiak mit ihren wuchtigen Aufschlägen zum Matchwinner der Polen avanciert und den Deutschen große Probleme bei der Annahme bereitete. Drei Matchbälle wurden zwar abgewehrt, aber die Pleite war nicht mehr abzuwenden. Polen holte sich mit 15:11 den entscheidenden Durchgang und schickt die Schmetterlinge mit Tränen in den Augen nach Hause.
„Diese Mannschaft hat eine riesige EM gespielt und hätte es wirklich verdient gehabt im Halbfinale zu stehen“, zog DVV-Präsident Rene Hecht seinen Hut und schickte noch ein Dank an die Nationalmannschaft hinterher: „Es war eine Freude euch zuzusehen, macht weiter so!“
Volleyball EM 2019: Ergebnisse Viertelfinale auf einen Blick
- Serbien - Bulgarien 3:0 (25:19, 25:18, 28:26)
- Italien - Russland 3:1 (25:27, 25:22, 27:25, 25:21)
- Türkei - Niederlande 3:0 (25:20, 25: 22, 25:20)
- Polen - Deutschland 3:2 (22:25, 25:16, 25:19, 17:25, 15:11)