Jon Rahm im CNN-Interview: Suche nach der „Zauberformel“ für ersten Major-Sieg
Bildquelle: CNN International Sports (Bild bearbeitet)
Jon Rahm gehört zur absoluten Golf-Elite. Nicht umsonst schaffte es der junge Spanier bereits in der Weltrangliste nach ganz oben. Doch einem Ziel eifert Rahm bislang vergebens nach: Dem ersten Sieg bei einem Major! Im Interview mit „CNN“ verrät der 25-Jährige, dass er der „Zauberformel“ für einen Major-Sieg auf der Spur ist und gewährt persönliche Einblicke in seinen Werdegang inklusive Startschwierigkeiten in den USA.
Im November 1994 erblickte Jon Rahm im baskischen Barrika das Licht der Welt. Sport war schon immer ein fester Bestandteil im Leben des Spaniers, zumal seine Eltern auch sehr sportlich waren. Golf spielte im Hause Rahm aber zunächst keine große Rolle, was sich durch den Ryder Cup 1997 ändern sollte.
Wie Rahm zum Golf fand
Denn das Duell zwischen den besten Golfern der USA und Europa wurde damals erstmals in Europa und dann auch noch in Spanien ausgetragen. Angeführt des spanischen Superstars Seve Ballesteros triumphierten das Team Europa und die Familie Rahm war fortan mit dem Golf-Virus infiziert. Auch der junge Rahm fand schnell gefallen am Golfsport und es zeigte sich, dass er zu Großen bestimmt war.
„Ziemlich genau als ich 13 oder 14 Jahre alt war, glaube ich, dass ich meinem Trainer gesagt habe, dass ich irgendwann der beste Spieler der Welt werden würde“, sagte Jon Rahm bei „CNN Living Golf“. Er hielt Wort: Nach seinem Erfolg beim Memorial Tournament im vergangenen Sommer übernahm „Rambo“ die Führung der Weltrangliste und durfte sich offiziell als bester Golfspieler der Welt bezeichnen. Auch wenn der 25-Jährige seinen Nummer-1-Status vorerst an den US-Amerikaner Dustin Johnson verloren hat und er aktuell im Ranking Zweiter ist, konnte sich Rahm seinen großen Traum erfüllen.
Eltern mussten Rahm von USA-Wechsel „Überzeugen“
„Die Nummer 1 der Welt zu werden, ist eine Folge davon, dass man sehr lange Zeit wirklich gut Golf gespielt hat, nicht wahr?“, bemerkte Rahm richtigerweise. Und das hat er wirklich.
Nachdem er in Spanien als Teenager mehrere nationale Titel abräumte und den Schulabschluss in der Tasche hatte, folgte Rahm den Rat seiner Eltern, in die USA auf ein College zu gehen und dort zugleich auf höherem Niveau Golf zu spielen. Der Plan stieß bei Rahm allerdings nicht gleich auf Gegenliebe: „Meine Eltern mussten mich erst noch überzeugen; ich war nicht so überzeugt. Es war eine große Veränderung; mein Englisch war zu der Zeit nicht das beste. Und ein Lob an meine Eltern, die es mir beide sagten: „Geh in die USA. Im schlimmsten Fall lernst du Englisch, was du in diesem Berufsfeld wissen musst, um richtig kommunizieren zu können“.“
Jon Rahm: College-Star im Golf erlebt Kulturschock
So landete Jon Rahm an der Arizona State University. Er avancierte zu einem echten College-Golf-Star, der zehn Titel gewinnt und rund 60 Wochen vom Spitzenplatz der Amateur-Weltrangliste grüßte. Doch der Start in den USA war für das spanische Ausnahmetalent kein Zuckerschlecken. Neben sprachlichen Barrieren war Rahm auch von den ungewohnten Dimensionen am US-College beeindruckt und fast überfordert.
„Als ich in meinen ersten Kurs ging, werde ich nie vergessen, dass es um makroökonomische Prinzipien ging, die ich damals wahrscheinlich noch nicht einmal aussprechen konnte“, erinnert sich Rahm und ergänzte: „Ich setze mich hin, und da waren 365 Leute. Für mich war es wie im Kino; es gibt PowerPoints, es gibt Mikrofone, Lautsprecher, alles, und ich saß einfach da und fragte mich: „Wo bin ich hier?“ Nun, von 365 Leuten kam nur einer mit Stift und Papier herein, und das war ich, denn ich hatte noch nie zuvor einen Laptop in einem Klassenzimmer gesehen.“
Rahm mit steilem Aufstieg im Golf-Profilager
2016 wechselte Jon Rahm im Alter von 21 Jahren ins Profilager, wo er ebenfalls voll durchstartete und sich schnell einen Namen machte. Schon Anfang 2017 gewinnt der aufstrebende Golf-Star durch seinen Erfolg bei den Farmers Insurance Open seinen ersten Titel auf der PGA Tour. Weitere vier Turniersiege sind bis dato hinzugekommen. Zuletzt im August bei den BMW Championship, als er per unfassbaren Putt aus über 20 Meter zum Sieg einlochte.
Nebenbei spielt Rahm auch auf der European Tour, wo er bislang sechs Siege zu Buche stehen hat. Ein weiteres Highlight seiner noch jungen Karriere war natürlich auch der Triumph beim Ryder Cup 2018 in Paris, wo er maßgeblich zum Sieg der Europäer beitrug.
Für Major-Sieg: „Habe das Gefühl, dass es eine Zauberformel gibt“
Doch ein Sieg bei einem der vier Major-Turniere war Rahm bislang noch nicht vergönnt. Vier Mal schaffte er es in die Top 10, wobei ein 3. Platz bei den US Open 2019 sein bestes Ergebnis war. Liegt es am mentalen Druck?
„Ich habe das Gefühl, dass es eine Zauberformel gibt, die die Leute mit ihrer Routine und dem, was zu tun ist und wie man mit dem Stress eines Majors umgeht, die ich vielleicht noch nicht herausgefunden habe“, sagte Rahm und gibt sich weiter optimistisch: „Aber ich komme der Zauberformel immer näher; jedes Mal fühle ich mich wohler und habe bessere Chancen. Ich weiß, dass es eine gibt; einige Leute haben sie gefunden, jemand wie Jordan Spieth hat sie sehr früh gefunden, und einige von brauchen länger. Aber das ist etwas, das man herausfinden muss.“
Vielleicht findet Jon Rahm die Formel in den nächsten Tagen. Denn am 12. November und somit zwei Tage nach seinem 26. Geburtstag beginnen die wegen Corona verschobenen Masters in Augusta (US-Bundesstaat Georgia). Vielleicht lässt sich mit etwas Geburtstagsglück die Zauberformel knacken, sodass sich Rahm am Ende des Turniers das legendäre grüne Sakko („Green Jacket“) überstreifen kann.