THW Kiel kassiert historische Pleite gegen Füchse - SC Magdeburg auf Meisterkurs
Bildquelle: Velomax CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Der THW Kiel hat das Verfolgerduell in der Handball Bundesliga gegen die Füchse Berlin verloren. Für die Hauptstädter war es der erste Triumph in Kiel überhaupt. Spitzenreiter SC Magdeburg nutzte den THW-Patzer und befindet sich nach seinem Arbeitssieg beim TVB Stuttgart klar auf Meisterkurs. Während die SG Flensburg-Handewitt gegen Balingen nichts anbrennen ließ, musste die Rhein-Neckar Löwen und Lemgo mächtig zittern.
Die Füchse Berlin haben das Topspiel in der Liqui Moly HBL bei der THW Kiel zu ihren Gunsten entschieden. Mit 31:27 behielten die Füchse in fremder Halle die Oberhand. Den Grundstein für den historischen Auswärtssieg, denn erstmals in ihrer Vereinsgeschichte konnten die Berliner in Kiel gewinnen, legte der Hauptstadt-Klub in der ersten Hälfte.
Füchse-Oldie Hans Lindberg wird zum Matchwinner
Nach starker Vorstellung nahmen die Füchse Berlin einen Vier-Tore-Vorsprung (19:15) mit in die Kabine. Herausragender Akteur der ersten 30 Minuten war Hans Lindberg, der dem THW bis zur Halbzeit neun Treffer einschenkte. Am Ende brachte es der 40-jährige Rechtsaußen-Oldie auf elf Tore. Der Rekordmeister fand dagegen überhaupt nicht ins Spiel. Die Abwehr präsentierte sich zu löchrig und im Kasten konnte Dario Quentstedt das Fehlen des Kieler Stammkeepers Niklas Landin nicht kompensieren. Nur einen Treffer wehrte der Ersatzmann in der ersten Halbzeit ab.
Zwar konnte der THW Kiel im zweiten Durchgang die Partie binnen vier Minuten ausgleichen, doch in der Schlussphase waren die Füchse einfach abgezockter und konnten im Kampf um die Champions-League-Plätze einen enorm wichtigen Sieg bejubeln. „Die Füchse haben verdient gewonnen“, erklärte Steffen Weinhold nach der Schlappe beim „NDR“.
Meisterschaft ade? THW Kiel bangt um Champions League-Ticket
Für den THW Kiel, bei denen Niclas Ekberg und Domagoj Duvnjak mit je fünf Toren am besten trafen, war es nicht nur die erste Niederlage im Jahr 2022. Auch im Rennen um die Meisterschaft bedeutet die Pleite einen empfindlichen, wenn nicht sogar vorentscheidenden Rückschlag. Die Zebras bleiben in der Handball Bundesliga Tabelle zwar mit 38:10 Punkten weiter Zweiter, doch hat man nun schon acht Minuspunkte mehr als Magdeburg.
Zudem bekommt die Truppe von Trainer Filip Jicha ordentlich Druck von hinten. Erzrivale Flensburg (35:11), die deutlich mit 35:21 gegen Balingen siegten, und die Füchse (35:9) lauern auf den Plätzen drei und vier und haben ein bzw. noch zwei Nachholspiele. „Jetzt müssen wir gucken, dass wir den zweiten Platz noch irgendwie holen. Das ist jetzt wichtiger als die Meisterschaft“, erklärte THW-Linksaußen Rune Dahmke. Nur die beiden Erstplatzierten der HBL Bundesliga qualifizieren sich für die Handball Champions League.
Spitzenreiter SC Magdeburg müht sich beim TVB Stuttgart
Der SC Magdeburg hat die Steilvorlage aus Kiel direkt genutzt und konnte mit einem 30:27-Erfolg beim TVB Stuttgart seinen Vorsprung weiter ausbauen. Für den SCM war es der 22. Sieg im 23 Ligaspiel, womit die Magdeburger das Klassement souverän mit 44:2 Punkten souverän anführen. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft ist der Auswahl von Trainer Bennet Wiegert kaum noch zu nehmen. Allerdings tat sich der Tabellenführer bei seiner vermeintlichen Pflichtaufgabe beim Kellerkind aus Stuttgart schwer und hatte mehr Mühe als gedacht.
Die gastgebenden Schwaben zeigten eine bärenstarke Vorstellung und lagen im ersten Durchgang zwischenzeitlich sogar mit fünf Treffern in Front (8:3 nach 9 Minuten). Doch nach verschlafener Anfangsphase kam der SC Magdeburg deutlich besser ins Rollen. Kurz vor der Pause besorgte Nationalspieler Lukas Mertens den 16:16-Halbzeitstand. Nach dem Wechsel blieb die Partie lange umkämpft, spannend und der Tabellen-15.TVB Stuttgart machte es dem großen Favoriten weiter schwer. Erst zwei Minuten vor dem Ende konnte Kreisläufer Magnus Saugstrup, der zum 30:27 ins leere Tor traf, die Entscheidung beisteuern. „Das war mehr als ein hartes Stück Arbeit“, lautete das treffende Fazit von SCM-Coach Wiegert bei „Sky“.
Mit Kantersieg: SG Flensburg stoppt Negativserie
Die SG Flensburg-Handewitt konnte indes ihre Negativserie stoppen. Die fast ein Monat währende Sieglos-Serie, in denen Flensburg wettbewerbsübergreifend fünfmal nicht gewinnen konnte, fand mit einem ungefährdeten 35:21-Kantersieg gegen Schlusslicht HBW Balingen-Weilstetten ihr erwartetes Ende. Zudem konnte sich der THW-Erzrivale für das 23:23 aus dem Hinspiel in Balingen revanchieren.
Zwar geriet die SG zu Spielbeginn in Rückstand (2:4), doch mit fünf Treffern in Serie stellten die Nordlichter die Weichen auf Sieg. Bis zur Pause wurde der Vorsprung weiter ausgebaut (18:11) und so steuerte die SG Flensburg-Handewitt einem souveränen Sieg entgegen. Hampus Wanne mit acht und Magnus Rød mit sieben Toren waren die erfolgreichsten Schützen der SG, die als Tabellendritter aber weiter um die Königsklasse bangen muss.
Rhein-Neckar Löwen & TBV Lemgo mit knappen Erfolgen
Die Rhein-Neckar Löwen konnten mit einem 29:26-Triumph gegen die MT Melsungen in eigener Halle den zweiten Sieg in Folge feiern. Die Mannheimer, bei denen Torhüter Mikael Appelgren nach zweijähriger Verletzungspause wieder auf der Platte stand, konnten die Partie aber erst in der Schlussphase drehen und siegten letztendlich verdient. Die Löwen (19:25) bleiben Zehnter, Melsungen (27:19) grüßt von Rang sechs.
Auch die TBV Lemgo Lippe musste im Duell zweier formstarker Teams gegen die HSG Wetzlar lange Zeit einem Rückstand hinterherlaufen. Mit einem 10:1-Lauf drehte der Pokalsieger die Partie im zweiten Durchgang, musste sich in den spannenden Schlussminuten aber noch einmal strecken. Dennoch behielt man mit 29:27 die Oberhand. Lemgo (24:22) ist weiter Neunter, Wetzlar (29:19) kann trotz Pleite Rang fünf halten.