EM-Auftakt geglückt: Glanzloses DHB-Team bezwingt Underdog Holland deutlich
Bildquelle: Frau N. Zimmer = Walter Mier CC BY-SA 4.0 [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild bearbeitet)
Deutschland ist mit dem erwarteten Sieg in die Handball-EM gestartet. Im norwegischen Trondheim bezwang die DHB-Auswahl den krassen Außenseiter Holland mit 34:23 (15:13). Allerdings hatten die deutschen Handballer mit Oranje mehr Mühe als gedacht und konnten erst in der Schlussphase den klaren Sieg herauswerfen. Zudem flog DHB-Star Uwe Gensheimer frühzeitig vom Platz.
Das turmhohe favorisierte Deutschland hatte über weite Strecken viel Mühe mit den giftigen Holländern, die überhaupt erst ihr aller erstem EM-Spiel bestritten. Das am Ende ein klarer 34:23-Erfolg heraussprang, war vor allem Andreas Wolff zu verdanken. Der Torwart machte zahlreiche Chancen des EM-Debütanten zunichte und war der Matchwinner, was zugleich vieles über das Match aussagt. „Dank der Torhüterleistung ist es gut ausgegangen“, fasste Bundestrainer Christian Prokop nach Spielende am ZDF-Mikrofon zusammen.
Gensheimer trifft Oranje-Keeper und fliegt
„Der Spielverlauf war deutlich zäher als es das Ergebnis vermuten lässt. Wir hatten lange zu knabbern“, brachte es Prokop auf den Punkt. Das zeigte sich bereits in der Anfangsphase. Die Deutschen kamen vor 4.000 Zuschauern nur schwerfällig ins Turnier und agierten sehr nervös. Das belegen zwei technische Fehler und ein verworfener Siebenmeter von Uwe Gensheimer. Zudem bereitete Niederlands quirliger Spielmacher Luc Steins der deutschen Abwehr immer wieder Probleme. So dauerte es acht Minuten, ehe das DHB-Teams beim Stand von 4:3 erstmals in Front lag.
Danach lief es bei der deutschen Sieben wesentlich besser. Das Tempospiel funktionierte, die Abwehr fand zur Stabilität und mit einem 5:0-Lauf konnte sich die DHB-Auswahl auf 10:4 absetzen. Doch ausgerechnet ein Siebenmeter für Deutschland sollte den WM-Vierten gehörig außer Tritt bringen. Gensheimer traf Holland-Keeper Bart Ravensbergen voll ins Gesicht, worauf der 33-jährige Linksaußen von den slowenischen Schiedsrichtern nach Studium der TV-Bilder die Rote Karte sah. Das Spiel war für den Weltklassespieler von den Rhein-Neckar Löwen frühzeitig beendet, was spürbare Auswirkungen auf die deutsche Mannschaft hatte.
Deutschland verliert völlig den Faden - Wolff ist zur Stelle
Leichtsinnige Fehler in der Offensive und eine lückenhafte Defensive ließen den komfortablen Vorsprung zunächst auf 9:12 schmelzen. Auch eine daraufhin genommene Auszeit von Prokop verpuffte. Die Niederländer waren schneller, setzten ihre Aufholjagd fort und kamen durch zwei weitere Treffer in Folge auf 11:12 heran (24.).
So ging es mit einem unerwarteten knappen 15:13 für Deutschland in die Kabine (15:13), was Wolff zu verdanken war. Der stark aufgelegte Schlussmann wehrte 39 Prozent der niederländischen Würfe in den ersten 30 Minuten ab. „Nach der Roten Karte gab einen Bruch, da kam etwas Unruhe rein. Wir haben gebraucht, um uns wieder zu sammeln“, erklärte Prokop.
Holland bricht ein - DHB-Team siegt letztlich souverän
Zu Beginn der 2. Halbzeit sollte es aber nicht viel besser werden. Deutschland fand überhaupt nicht ins Spiel. Zu allem Überfluss unterlief der DHB-Auswahl auch noch ein Wechselfehler, der zu einer doppelten Unterzahl führte. So hatte Oranje leichtes Spiel und konnte in der 35. Minuten auf 15:16 verkürzen.
Doch die Deutschen bewahrten Ruhe und konnten sich aus ihrem spielerischen Tief herausziehen. Insbesondere in der Verteidigung wurde nun wieder aufmerksamer agiert und der Favorit konnte sich mit einem zwischenzeitlichen Vier-Tore-Vorsprung (21:17) wieder etwas Luft verschaffen. Auch in dieser Phase avancierte Keeper Wolff zu einem ganz wichtigen Rückhalt, der seinen Kasten regelrecht vernagelte. Ab Mitte des zweiten Durchgangs sollte das Pendel dann wieder voll Richtung Deutschland ausschlagen. Bei den Niederländern machte sich Müdigkeit breit und so kamen die Deutschen zu vielen leichten Treffern. Nun waren es Rückraumspieler Kai Häfner und Kreisläufer Jannik Kohlbacher die dem Spiel den Stempel aufdrückten und am Ende auch beide mit je fünf Toren beste Werfer im deutschen Team waren.
Am Samstag wartet Titelverteidiger Spanien
Nach 50 Minuten waren die Verhältnisse angesichts einer 27:19-Führung wieder geradegerückt und die Partie vorzeitig entschieden. Prokop konnte es sich in der Schlussphase leisten, einige wichtige Akteure zu schonen. Das änderte nichts daran, dass Deutschland einen verdienten, aber glanzlosen 34:22-Erfolg herauswerfen konnte.
Am Samstag wartet auf das DHB-Team im zweiten Gruppenspiel aber mit Spanien ein gänzlich anderes Kaliber. Gegen den Titelverteidiger, der in seinem Auftaktmatch Lettland eine Lehrstunde verpasste (33:22), muss eine signifikante Leistungssteigerung her. Ansonsten dürfte es für die Deutschen nicht viel zu holen geben.